Vor 50 Jahren

Viel Anklang fand gestern nachmittag auf der Freilichtbühne des Gutes Hodenberg in Oberneuland das Treffen der niederdeutschen Laienspielbühnen. Kringbaas Heinrich Schmidt-Barrien erinnerte zu Beginn daran, daß die schöne Freilichtbühne, auf der alljährlich plattdeutsche Aufführungen stattfinden, dem verstorbenen Besitzer des Landgutes Hodenberg, Robert Rickmers, zu verdanken sei, der sie für seine Frau anlegen ließ. Um den Wanderpreis des Senats bewarben sich die Heimatbühne Trupermoor mit der Komödie von Hans Balzer „Deerns in Büxen“, die Speeldeel aus Worphausen mit August Hinrichs viel gespieltem Lustspiel „Dirk schall freen“ und die Speelkoppel des Plattdütschen Vereen von Hemeln un Umto mit Wilhelm Wroosts heiterem Spiel „Wieberlist geit över Düvelslist“. (7. Juni 1971)

Hintergrund

In seinen späten Jahren hat der 2016 aufgelöste Plattdütsche Kring nur noch ein Schattendasein geführt. Doch das war mal anders, als Dachverband der niederdeutschen Vereine in Bremen und Umgebung hatte der Kring einmal einiges Gewicht im regionalen Kulturleben. Gerade in den frühen Nachkriegsjahren schrieb sich der Kring den Erhalt des Plattdeutschen als sinnstiftendes Gemeinschaftsprojekt auf die Fahne. Bei seinem ersten Lebenszeichen, dem Plattdütschen Thing im Mai 1949, mobilisierte der Kring eine beachtliche Menschenmenge. Beim zweiten, allerdings auch schon letzten Thing im Folgejahr buchte man das Weserstadion für eine Großkundgebung, als Festredner sprach Bürgermeister Wilhelm Kaisen.

Zu den Höhepunkten im Terminkalender des Kring gehörten periodisch wiederkehrende Veranstaltungen. Nach dem Aus für den viel zu kostspieligen Thing versuchte man es mit kleineren Formaten, darunter Dichterlesungen. Der erste Theaterwettstreit zwischen niederdeutschen Laienbühnen fand im Sommer 1960 beim Jahrestreffen des Kring statt, dem „Grootkringdag“, auch damals schon auf der Freilichtbühne von Gut Hodenberg in Oberneuland. Der Schriftsteller Heinrich Schmidt-Barrien als Kulturbeauftragter des Kring hatte die Veranstaltung auf die Beine gestellt. Dabei nutzte er seine engen Verbindungen zur Stiftung Gut Hodenberg, die Gutsherr Robert Rickmers 1936 zur Pflege der niederdeutschen Heimatliebe ins Leben gerufen hatte.

Eine besondere Adresse für niederdeutsches Kulturleben: die Freilichtbühne auf Gut Hodenberg.
Foto: Klaus Sander

Beim ersten Durchgang von 1960 beteiligten sich sechs Laienbühnen. Für die Sieger gab es den Wanderpreis des Senats, eine Silberschale mit Kogge nach einem Entwurf der Künstlerin Ursula Homfeld. Nur wenige Jahre später diente der Bühnenwettkampf als Vorbild für das erfolgreichste Format des Kring: das jährliche „Chorleedersingen“, das zuletzt 2015 in der inzwischen geschlossenen Strandlust Vegesack ausgetragen wurde.

Bevorzugter Stoff beim sommerlichen Auftritt auf Gut Hodenberg waren Lustspiele. So auch beim Wettbewerb von 1971, den die Hemelinger für sich entscheiden konnten. Laut Schmidt-Barrien, damals schon längst nicht mehr Kulturbeauftragter, sondern als Kringbaas Vorsitzender des Vereins, galt der Preis aber nicht nur der Schauspielkunst am Wettbewerbstag. Vielmehr sollten auch die jahrelangen Verdienste der Bühne um das plattdeutsche Theaterspiel gewürdigt werden.

Im Laufe der Jahre ließ der Eifer der Laienbühnen spürbar nach, beim Wettspielen beteiligten sich immer weniger Ensembles. Im Sommer 1980 musste das Event wegen mangelnder Beteiligung abgesagt werden, ein Jahr später trudelte nur eine Anmeldung ein. Zu allem Überfluss spielte auch das Wetter nicht mit, zweimal in Folge wurde der Wettbewerb in den Gemeindesaal der nahen Kirche verlegt. „Petrus wull nix von Wettspeelen up’n Hodenbarg weeten“, schrieb Kring-Schriftführerin Gertrud Gronau frustriert im Jahresbericht. Zum letzten Mal gab es den plattdeutschen Bühnenwettbewerb im Sommer 1984, das endgültige Aus kam ein Jahr später nach erneuten Wetterkapriolen.

Fast 25 Jahre war der plattdeutsche Bühnenwettstreit auf Gut Hodenberg ein fester Bestandteil im Terminkalender des Plattdütschen Kring. Hier die Grohner Speeldeel bei einem Gastspiel im Oktober 1972 in der Strandlust Vegesack.
Quelle: Archiv

Jung, aber mit viel Geschichte

50 Jahre
Universität Bremen

50 Jahre sind seit der Gründung der Universität Bremen vergangen. Auf dem Weg von der vermeintlichen roten Kaderschmiede zur Exzellenzuniversität ist viel passiert: Wir haben den ersten sowie den aktuellen Rektor interviewt und mit Absolventen gesprochen – zu denen auch Bürgermeister Andreas Bovenschulte gehört. Zudem hat uns ein Architekt über den Campus begleitet. Das Magazin der Reihe WK | Geschichte gibt es ab 18. September in den ­Kundenzentren des WESER-­KURIER, im Buch- und Zeitschriftenhandel, online unter www.weser-kurier.de/shop und unter 0421 / 36 71 66 16.

Jetzt bestellen