Von Schnee ist in diesem Winter zumindest im Norden noch nichts zu sehen. Anders in den Tagen der Schneekatastrophe 1978/79. Zwar blieb Bremen vom ersten Wintereinbruch ab Ende Dezember verschont: Als Schleswig-Holstein schon im Schnee versank, herrschte an der Weser noch Alltagsbetrieb.

Doch die zweite Welle ab dem 13. Februar 1979 legte auch die Hansestadt lahm. Innerhalb von zwei Tagen fiel ein halber Meter Schnee. Der Verkehr brach zusammen, die Kinder freuten sich über drei schulfreie Tage. „Über die Bürgermeister-Smidt-Brücke machte ich mir übermütig eine eigene Spur im Schnee, nur einige schwere LKW hatten sich da auch schon durchgekämpft“, erinnert sich Joseph Krusche, der täglich mit dem Auto von Delmenhorst nach Bremen pendelte.

Zu schaden kam niemand. Allerdings knickte in Habenhausen das Vordach eines Kaufhauses unter den Schneemassen ein. Ein schönes Beispiel für aktiven Gemeinschaftssinn lieferten rund 1300 Bürger ab, die dem Aufruf von Bausenator Hans Stefan Seifriz folgten und beim Schneeschippen mit anpackten.

Überforderter Räumdienst

Irgendwie immobil: zugeschneite Fahrräder.
Foto: Joseph Krusche

Einen anschaulichen Eindruck des Wintereinbruchs liefert Krusche. „Eines Morgens war der Verkehr bis weit in den Vormittag für einige Stunden fast ganz zum Erliegen gekommen. Ich musste aber irgendwie ins Büro kommen, es fielen jedoch erst mal auch die Züge aus.

Bereits einige Tage vorher hatten wir im Fernsehen Autos und Züge auf einigen Strecken und Straßen in Schleswig-Holstein total zugedeckt von den Schneemassen gesehen. Nun hatte es heute uns hier erwischt. Der Räumdienst war da erst mal für viele Stunden überfordert, denn es schneite noch immer ausgiebig.

Da halfen mir meine Schneeketten aus den Winterferien. Bei dieser plötzlichen Schneehöhe hätten normale Winterreifen versagt, die Straßen waren weiß, still und leer.

Also fuhr ich (pünktlich) durch den dicken Schnee die damals noch alte Landstraße mit meinem VW Käfer durch Bremen-Neustadts verzweigte Straßen. Im Büro wurde es erst gegen Nachmittag etwas voller. Ich hatte mir meine alte Braun-Paxette-Kamera eingesteckt und machte dann in der Bremer Innenstadt und am Hauptbahnhof die Fotos von diesem wohl seit Jahrzehnten einmaligen Bremer Schneetag.“

von Frank Hethey

Eher selten: weiße Pracht in der Obernstraße.
Foto: Joseph Krusche

Von Anbiet bis Zuckerklatsche

„Erst der Hafen, dann ist die Stadt“

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