Aus heutiger Sicht fantastische Benzinpreise: zeitgenössische Werbung in der Zeitung. Quelle: Archiv des Weser-Kuriers

Aus heutiger Sicht fantastische Benzinpreise: zeitgenössische Werbung in der Zeitung.
Quelle: Archiv des Weser-Kuriers

Auf der Mehrbild-Ansichtskarte von 1957 sehen wir links oben und unten in zwei Ansichten das Autoheim Tenever. Es lag an der Osterholzer Heerstraße 222. Seit Anfang der 1950er  ist Walter Kielstropp als Wirt nachweisbar. Auf der Rückseite der Ansichtskarte von 1957 lesen wir:

Auto-Heim

Inh. W. Kielstropp-Tel. Bremen 3 93 53

Übernachtung, Klubzimmer und Kegelbahn, saal

geräumiger Abstellplatz, Großtankstelle und

Autoreparatur, Tag- und Nachtbetrieb

Ab 1959 ist im Bremer Adressbuch Ernst Korns als Inhaber verzeichnet. Im Weser-Kurier inserierte er 1960 unter Werbung für Kohlfahrten.

Auf dem Gelände waren: die Tankstelle, die Werkstatt und das Gasthaus. Dort wohnte auch noch das Personal, nämlich:

Dietrich Bormann, KFZ-Reparatur

Ernst Korns, Gaststätte

Hildegard Schnittek, Köchin

Johann Stern, Schlosser

Karl Murrmann, Tankstelle

Dieses Auto-Heim ließ wirklich keinen Wunsch offen: Der Autofahrer und sein Auto waren rundum versorgt. Frei nach dem Motto: „Wenn sich das Auto wohlfühlt, fühlt sich auch der Mensch wohl.“

1970 endete die Geschichte des Autoheims mit seinen verschiedenen Schreibweisen: Auto-Heim, Autoheim, Autoheim Tenever. An dieser Ecke Osterholzer Heerstraße 222 zur Otto-Brenner Allee wurde 1971 eine Shell-Tankstelle gebaut, die heute noch existiert, allerdings zwischenzeitlich mehrere Male umgebaut und erweitert wurde.

Wo früher das Autoheim stand: der heutige Anblick mit moderner Tankstelle. Foto: Peter Strotmann

Wo früher das Autoheim stand: der heutige Anblick mit moderner Tankstelle.
Foto: Peter Strotmann

Spannend ist auch die Vorgeschichte. Denn dieser Standort gehörte 1905 zum Bremer Landgebiet Osterholz, Ortsteil Tenever. Mit der Hausnummer Tenever 74 wurde  dort ein Wohnhaus mit einer  Gaststätte errichtet. Als erster Wirt ist Heinrich Bargmann verzeichnet.  Benachbart war bis 1905 auch ein Weggeld-Haus: Tenever 72.

Ab 1909 hieß die Straße Osterholzer Chaussee. In den 1910er Jahren folgte der Wirt Fritz Bierstedt, der die Gaststätte bis in die 1940er hinein betrieb. Der Straßenname wurde damals in Osterholzer Landstraße 222 geändert. Erst zum 1. Dezember 1945 wurde Tenever zur Stadt Bremen eingemeindet und die Straße  bekam den Straßennamen Osterholzer Heerstraße.

Mit dem Bau der Autobahn und der Autobahnauffahrt in den 1930ern bekam auch die Gaststätte erweiterte Aufgaben. Das alles spiegelt sich in dem Namen „Autoheim Tenever“ wider.

In Bremen führte in jenen Jahren noch die Bundesstraße 75 durch die Osterholzer Heerstraße. Mit dem Bau der Autobahnen wurde die Bundesstraße 75 im Bremer Bereich aufgehoben.

von Peter Strotmann

Geradezu beschaulich: das Autoheim Tenever in alten Zeiten. Quelle: Peter Strotmann

Geradezu beschaulich: das Autoheim Tenever in alten Zeiten.
Quelle: Peter Strotmann

Von Anbiet bis Zuckerklatsche

„Erst der Hafen, dann ist die Stadt“

Im Magazin „Erst der Hafen, dann ist die Stadt“ über Bremen und seine Häfen gehen wir in vielen historischen Bildern auf Zeitreise durch die maritime Vergangenheit unserer Hansestadt. Wie entwickelten sich die Häfen in Bremen vom Mittelalter bis heute? Wie sah die Arbeit zwischen Ladeluke, Kaje und Schuppen aus? Was hatte es mit den Anbiethallen auf sich? Und wie veränderte die Containerschifffahrt die Häfen? Wir blicken auf die Gründung der Freihäfen um 1900 und den Strukturwandel rund 100 Jahre später. Wir erzählen von Schmugglern und Zöllnern, von Bremens großen Werften sowie Abenteuern, Sex und Alkohol an der Küste – dem Rotlichtviertel am Hafen.

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