Ein Blick in die Geschichte (30): Ansgarii-Ruine und Lloydgebäude in den frühen Nachkriegsjahren
Nur noch eine klägliche Ruine war die St. Ansgarii-Kirche nach Kriegsende. Auf diesem Foto von 1952 ist zu sehen, wie wenig von dem Sakralbau geblieben war nachdem man die Schuttberge abgetragen hatte.
Am 1. September 1944 war der Kirchturm am helllichten Tag ohne unmittelbare Feindeinwirkung auf das Kirchenschiff gestürzt – eine Folge der massiven Erschütterungen im Bombenkrieg. Überraschend kam der Einsturz nicht, die Behörden hatten schon seit Wochen damit gerechnet und vorsorglich das unmittelbare Umfeld evakuiert. Mehrere direkte Bombentreffer im Oktober 1944 verwandelten die Ruine dann endgültig in einen Trümmerhaufen (mehr dazu unter „Das Mauerwerk schien zu ächzen und zu stöhnen“).
Nach Kriegsende gab es Bestrebungen, die Ruine als Mahnmal zu erhalten. Doch daraus wurde nichts, stattdessen verkaufte die Gemeinde das Grundstück an den Warenhauskonzern Hertie, der die letzten Mauerreste 1959 abtragen ließ und am früheren Kirchenstandort 1960 ein modernes Kaufhaus eröffnete.
Das hatte allerdings keine lange Lebensdauer, 1986 wurde es schon wieder abgerissen.
Interessant auch der historistische Bau im Hintergrund: Es handelt sich um einen Teil des notdürftig wiederhergestellten Lloydgebäudes, zu sehen ist die Ecke Papenstraße/Große Hundestraße (heute Lloyd-Passage). Seine charakteristische Zwiebelhaube hatte der halbrunde Turm eingebüßt, auch die Giebel zu seiner Linken und Rechten waren verschwunden.
1969 ließ Horten den früheren Verwaltungssitz des Norddeutschen Lloyd abbrechen, an seiner Stelle befindet sich heute Galeria Kaufhof.