Bade-Lexikon: die Leymannsche Badeanstalt an der Großen Weserbrücke (1865 bis 1897)
Von der Leymannschen Badeanstalt wissen wir erstaunlich viel. Sie ist anschaulich auf alten Fotos abgebildet. Außerdem verwahrt das Staatsarchiv eine Akte „Badeanstalten auf dem Werder“. Darin ist auch die große Leymannsche Badeanstalt enthalten, die von etwa 1865 bis 1897 gleich oberhalb der Weserbrücke an der Werderstraße lag.
Eine Badeanstalt auf dem ehemaligen Schiff „Roland“ wurde schon an gleicher Stelle von dem an der Werderstraße 17 wohnhaften Sandschiffer Johann Heinrich Joachim Leymann betrieben. Aber er hatte neue Pläne und schrieb am 8. Oktober 1864 ein Gesuch an den Bremer Senat (hier ist nur Auszug wiedergegeben):
Hoher Senat!
Der gehorsamst unterzeichnete hiesige Bürger Johann Heinrich Joachim Leymann Werderstraße No. 17, Unternehmer der in der großen Weser eben oberhalb der Brücke, bisher in einem alten Dampfschiffe und einem gewöhnlichen Badehause eingerichteten Badeanstalt, beabsichtigt in dieser seiner Unternehmung eine Änderung eintreten zu lassen, bei welcher er sich der Genehmigung eines hohen Senats im Voraus zu versichern wünscht. …
… In der Hoffnung auf eine günstige Bescheidung dieser seiner Bitte verharrt er in ausgezeichneter Hochachtung
Bremen, den
- October 1864 eines hohen Senats
gehorsamster
J. H. J. Leymann
Kurz gefasst schreibt er, dass sich eine Reparatur des alten, offenen Badeschiffes nicht mehr lohnt. Er möchte deshalb ein Badeschiff mit einem bedeckten Badebassin bauen. Das neue Badeschiff soll 120 Fuß (etwa 34,72 Meter) lang und etwa 50 Fuß (etwa 14,46 Meter) breit sein.
Das neue Badeschiff geht 1865 in Betrieb und wird gleich von den Alt- und Neustädtern gut besucht. Bis ein neuer, 1870 am Werder angelegter Löschplatz den Badebetrieb erheblich beeinträchtigt. In seiner Eingabe an den Senat vom 8. September 1874 bittet Leymann darum, das Badeschiff verlegen zu dürfen.
Als neuen Liegeplatz favorisiert er die andere Weserseite, gleich unterhalb der Großen Weserbrücke. Das ist die Stelle unterhalb des von Kapffschen Hauses, an der auch eine Treppe zum Fluss vorhanden ist. Doch da Paul Ludwig von Kapff als Hausbesitzer mehrfach Widerspruch einlegt, kommt Leymann mit seinem Anliegen nicht durch.
Nach dem Tode von Leymann (1824 bis 1891) betrieb seine Witwe das Leymannsche Badeschiff an der Werderstraße noch bis 1897. Danach hat es an diesem Standort auch keine Badeanstalt mehr gegeben.
von Peter Strotmann