Früher auf dem Teerhof: das Frese-Haus vor 1945.
Quelle: Das Bürgerhaus in Bremen, Rudolf Stein, Verlag Ernst Wasmuth Tübingen, 1970

Früher stand das Frese-Haus auf dem Teerhof – und in Zukunft?

Der Bremer Bildhauer Theophilius Wilhelm Frese (1696 bis 1763) war zu seiner Zeit der bedeutendste Bremer Bildhauer. Um das Jahr 1740 ließ er sich auf der Teerhofhalbinsel, Herrlichkeit 3, ein Wohnhaus mit Arbeitsstätte errichten. Das Haus im Stil des Bremer Barocks wäre längst vergessen gewesen, wenn es nicht den Zweiten Weltkrieg fast unbeschädigt überstanden hätte. Aber es stand einer neuen Teerhofbebauung im Wege und die Stadt ließ es im Jahre 1978 abreißen. Die wesentlichen Fassadenteile wurden eingelagert. Trotz aller Wünsche und Zusagen ist es bislang nicht zu einem Wiederaufbau gekommen.

Das Frese-Haus vor 1945

Der frühere Denkmalpfleger Rudolf Stein schreibt: „Das Frese-Haus ist ein zweigeschossiges Traufenhaus von 12,80 Meter Länge mit Krüppelwalmdach. Es ist an der Herrlichkeit 3 um das Jahr 1740 erbaut worden. Von seinen fünf Achsen wird die mittlere mit dem Portal durch Quaderlisenen begrenzt und ist im Grundriß leicht vorgewölbt. Im Gebälk des hier zweimal verkröpften Haupt- und Halsgesimses steht die Inschrift ‚So gehts in der Weldt’.“

Um ungebetene Gäste aus dem Haus fernzuhalten, wurden die Fenster mit Brettern verschlossen. Nach einem Brand war es unbewohnbar, deshalb ließ die Stadt alle Gebäudeöffnungen zumauern. Die beiden Nachbarhäuser Herrlichkeit 1 und 2 (rechts von Herrlichkeit 3 gelegen), wurden bereits im Jahre 1973 abgerissen. Das soll in einem unüberlegtem Behördenakt geschehen sein. Und zwar sollte dort eine Grünanlage angelegt werden, was jedoch nie geschah.

Das Frese-Haus am 15. Februar 1978, Herrlichkeit 3. Die Gebäudeöffnungen sind zugemauert.
Quelle: Landesbildstelle, Bremen

Vor dem Abriss waren eine Anzahl Vorschläge im Weser-Kurier zu lesen, um das Frese-Haus am Standort zu belassen oder baldmöglichst an neuer Stelle wieder aufzubauen. Nachdem es architektonisch aufgemessen war, wurde es im Laufe des Jahres 1978 abgetragen und die wichtigen Fassadenelemente beim Landesamt für Denkmalschutz eingelagert. Dort liegen sie bis heute im Jahre 2017.

SO GETHS IN DER WELDT

Als der Bildhauer Theophilius Wilhelm Frese das Wohnhaus mit Arbeitsplatz um das Jahr 1740 an der Herrlichkeit 3 baute, war er im Alter von 44 Jahren schon ein „gemachter Mann“. Im Jahre 1728 war er vom Rat der Stadt „wegen seiner besonderen Kunst und Geschicklichkeit“ zum Freimeister ernannt und 1732 „wegen seiner besonderen Kunsterfahrenheit“ ohne Anfertigung eines Meisterstücks ins Steinhaueramt übernommen.

Auch um das Jahr 1740 hatte Theophilius Wilhelm Frese, trotz aller Kritik und Misserfolge, seinen Humor offensichtlich nicht verloren. Mit „So gehts in der Weldt“ meißelte er den Sinn der Worte in ineinander purzelnden Großbuchstaben in den Stein. Das scheint für ihn ein Befreiungsschlag gewesen zu sein und zeugt von großer Weisheit.

Die Inschrift im Gebälk: SO GETHS IN DER WELDT
Quelle: Das Bürgerhaus in Bremen, Rudolf Stein, Verlag Ernst Wasmuth Tübingen, 1970

Wohin mit dem Frese-Haus?

Frese würde laut auflachen, wenn er hörte, dass wir uns im Jahre 2017 noch um den Wiederaufbau seines Hause kümmern. Tatsächlich geistert das Frese-Haus gelegentlich durch die Presse und ist in den Köpfen der Bevölkerung immer noch präsent. Das mag auch mit daran liegen, dass Zusagen für den Wiederaufbau nicht eingehalten wurden. Am alten Platz kann es nicht wieder entstehen, denn dort stehen mittlerweile das Universitäts-Gästehaus und das ehemalige Beluga-Verwaltungsgebäude.

Der Autor dieser Zeilen könnte sich als neuen Standort für das Frese-Haus den Neuen Markt, auch Schweinemarkt genannt, in der Neustadt vorstellen. Auf dem städtischen Grundstück wäre die Südseite zur St. Pauli-Kirche hin die ideale Lage. Der Rolandbrunnen müsste allerdings vor das Frese-Haus versetzt werden. Wobei die Brunnensäule im Jahre 1737 nach einem Entwurf des Bildhauers Theophilus Wilhelm Frese entstand. Das wäre auch ein gewichtiger Grund, das Frese-Haus auf dem Neuen Markt aufzustellen.

So wie hier auf der Fotomontage könnte es aussehen: Das wiederaufgebaute Frese-Haus am Neuen Markt in der Neustadt. Es ist ein Neustadt-Haus und es bliebe ein Neustadt-Haus. Das Haus selbst müsste für eine Gaststätte oder einen Firmensitz eingerichtet werden.

Wir stellen uns vor, dass die Mäzene und Mäzeninnen in den Startlöchern stehen und das Frese-Haus unbedingt wieder aufbauen möchten. Die für den Neubau wichtigen Original-Sandsteinteile sind noch vorhanden. Jetzt muss nur noch jemand die Initiative ergreifen. 2023, zum Jubiläum – 400 Jahre Bremen-Neustadt – könnte das Frese-Haus fertig sein.

von Peter Strotmann

Eine Vision für die Zukunft: das wiederaufgebaute Frese-Haus am Neuen Markt.
Quelle: Peter Strotmann, unter Verwendung einer Skizze von Rudolf Stein

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