Die Pläne des Hermann Struss (2): Verkehrsplaner legte 1949 Alternative zum Martini-Durchbruch vor
Wer die Bremer Tageszeitungen liest, stößt doch immer wieder auf einen Punkt: Die Martinistraße soll zurückgebaut werden. So einen Gedanken gab es schon einmal, aber in viel radikalerer Form. Das war 1949 nicht als Scherz gemeint, sondern als konsequenter Vorschlag zum Umbau der Innenstadt. Die Martinistraße sollte aufgehoben werden.
Aber wohin mit dem Verkehr? Gemeint ist der Verkehr, der vom Osterdeich kommt, über eine der drei Weserbrücken führt und umgekehrt. Die Lösung damals: die Schlachte einfach zur Uferstraße ausbauen.
Die Schlachte wird zur Uferstraße
Das aktuelle Problem mit der Martinistraße hätten wir nicht gebabt, wenn die Stadtplaner 1949 den Plan eines gewissen Hermann Struss angenommen hätten. Dann sähe es heute (2017) in der Innenstadt ganz anders aus. Wir hätten dann keinen sogenannten Martini-Durchbruch gehabt, sondern eine Uferstraße. Die hätte die drei Brücken miteinander verbunden. Das wäre eine Uferstraße gewesen, wie sie auch in anderen Städten direkt am Fluss verläuft. Das hätte den Stadtkern nicht so unheilvoll zerrissen, wie es die Martinistraße heute macht.
Aber das Stadtplanungsamt ging auf die detaillierten Pläne von Struss nicht ein. In seiner Not lancierte er seine Berichte in die Bremer Nachrichten zum Abdruck. Er hatte doch schließlich 48 Jahre in der Verkehrsplanung gearbeitet (mehr zu seinem Hintergrund hier).
Aus seiner Planung wird nichts
Aber es half nichts. Die Zeit arbeitete gegen ihn. Nach dem Zweiten Weltkrieg begann nach den Kriegszerstörungen ein beispielloser Wiederaufbau. Der Wunsch vieler Grundstücksbesitzer war es, an gleicher Stelle wieder ein Gebäude zu errichten. Nur in Umplanungsgebieten, in denen eine Bausperre galt, durfte nicht gebaut werden. Das waren zum Beispiel der Breitenweg und die Mozartstraße, der Martinidurchbruch und so weiter. Außerdem wurden viele Straßen verbreitert.
Mit der Uferstraße gäbe es keine Schlachtemeile.
Die Uferstraße wäre allerdings wahrscheinlich auch nicht der „große Wurf“ gewesen. Denn die verkehrsgerechten Brücken mit ihren An- und Abfahrten hätten doch mehr Platz erfordert, als Hermann Struss das seinerzeit ahnen konnte.
Stellen wir uns nur einmal vor, dass sich der Verkehr durch die Schlachte gequält hätte. Außerdem wäre dort, wo heute die Schlachte-Meile ist, ein Tunnelbauwerk. Mit einer Uferstraße hätte sich Bremen den ruhigen Blick von der Schlachte auf die Weser verbaut.
Die Martinistraße ist übel, aber vielleicht das kleinere Übel.
von Peter Strotmann