Einem Mediziner war 1920 die Eröffnung des Ochtumbades zu verdanken

Auf Initiative eines naturliebenden Arztes entstand 1920 das Ochtumbad. Es befand sich dort, wo heute der Verkehr auf der B 75 über die alte Ochtum hinwegrollt. Wegen zunehmender Wasserverschmutzung untersagten die Behörden nach 1945 die weitere Nutzung.

Name: Ochtumbad

Fluss: Ochtum

Art: Fluss-Badeanstalt

Inhaber: Dr. med Robert Degering  

von/bis: 1920 bis 1945

2015: Weg an der Ochtum: Am Ochtumbad

Dort, wo heutzutage der Verkehr der B 75 über die alte Ochtum hinwegfährt, bestand von 1920 bis Anfang der 1940er das „Ochtumbad“. Die Ochtum ist ein etwa 26 Kilometer langer linker Nebenfluss der Weser.

Diese Fluss-Badeanstalt entstand auf Initiative von Dr. med. Robert Degering (1883 bis 1959), der Anfang der 1910er Jahre eine Praxis an der Neustadts-Contrescarpe eröffnete. Er verstand es,  viele Menschen für eine gesunde Lebensführung, unter Ausnutzung der natürlichen Heilfaktoren – Luft, Licht und Wasser – zu gewinnen. Aber er beließ es nicht nur bei Worten, sondern gründete 1920 das „Ochtumbad“.

Menschenleer: der Standort des früheren Ochtumbades heute. Foto: Peter Strotmann

Menschenleer: der Standort des früheren Ochtumbades heute.
Foto: Peter Strotmann

Aus einem Bericht von Joseph Isola, der 1926 an einer Sommerfreizeit am Ochtumbad teilnahm, ist zu erfahren:

Rechts auf dem Deich befanden sich die hölzernen Umkleidekabinen, links auf der Huchtinger Seite , wohin eine kleine Brücke mit einem Sprungturm führte, stand eine offene Halle, wo man sich bei Regen unterstellen konnte. Sogar ein Planschbecken für die Jüngsten war vorhanden. In der Ochtum gab es Badewasser genug. Trinkwasser aber musste herangeschafft werden. Dafür wurde ein großes Fass auf einen zweirädrigen Karren gelegt „und ab ging die Post“. Sechs Jungen kriegten als „Wasserholer“ abends zur Belohnung einen Brotknust mit dick Marmelade drauf.

Heute erinnert ein Deichweg an das ehemalige Ochtumbad. Foto: Peter Strotmann

Heute erinnert ein Deichweg an das ehemalige Ochtumbad.
Foto: Peter Strotmann

Doch seine Badeanstalt wurde ein Opfer des Zweiten Weltkrieges. Ein Wiederaufbau scheiterte daran, dass die Behörden wegen der inzwischen gesundheitsschädlich gewordenen Wasserverschmutzung das Baden in der Ochtum nicht mehr erlaubten. Damit gab es auf der Neustadtseite für 100.000 Menschen kein einziges Sommerbad mehr und man konnte nur noch „illegal“ in der Ochtum und der Weser baden. Das tat die Bevölkerung auch ausgiebig. Der Autor dieser Zeilen hat nicht nur im warmen Sommer 1959, sondern auch in späteren Jahren noch das kühle und trübe  Wasser der Ochtum sehr genossen.

Heute erinnert der Ochtum-Deichweg „Am Ochtumbad“ an diese ehemalige Fluss-Badeanstalt.

Postkartenmotiv des Ochtumbades von 1925 - fälschlicherweise als „Ochumbad“ tituliert. Quelle: Peter Strotmann

Postkartenmotiv des Ochtumbades von 1925 – fälschlicherweise als „Ochumbad“ tituliert.
Quelle: Peter Strotmann

Von Anbiet bis Zuckerklatsche

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