Gaststätten-Lexikon: die Bierhalle Nutzhorn an der Hohentorstraße in der Neustadt
Cord Heinrich Nutzhorn erblickte 1861 in Altengraben bei Schönemoor das Licht der Welt, ein Dorf nordwestlich von Delmenhorst im damaligen Großherzogtum Oldenburg. 1883 siedelte er nach Bremen über. Hier wohnte er in der Großen Sortillienstraße 27a in der Neustadt bei der Witwe Meta Backenköhler, geborene Ohlenbusch. Dort hatte sich wohl ein „Verhältnis“ angebahnt und die beiden heirateten am 18. April 1884. Sie brachte die Tochter Katharina mit in die Ehe. Als gemeinsame Kinder wurden geboren: Henry (1885), Erwin (1887) und Luise (1890).
Von Beruf war Cord Heinrich Nutzhorn eigentlich Schiffszimmermann, aber er wollte mehr. Deshalb legte er am 1. Mai 1896 den Staatsbürger-Eid auf die Freie Hansestadt Bremen ab. Damit konnte er als Geschäftsmann auftreten. Bald darauf übernahm er eine Gaststätte an der Hohentorstraße 12/Ecke Grünenstraße und zog mit seiner Familie auch ins Gebäude ein.
Es handelte sich um ein Eckhaus, an dem die Hausecke gebrochen war und die Eingangstür zur Gaststätte aufnahm. Von einem Schriftenmaler ließ Nutzhorn links und rechts vom Eingang die Inschriften anbringen: „Bierhalle H. Nutzhorn“. Voller Selbstbewusstsein posierte er breitbeinig vor seiner Gaststätte – ein Mann, ein Haus, zwei Inschriften. 1902 wurde die Straße umbenannt und die Hausnummer geändert, die Anschrift lautete jetzt Hohentorstraße 31.
Nutzhorn wird Bauunternehmer und stirbt unerwartet
Doch Cord Heinrich Nutzhorn war damit noch nicht zufrieden, er hatte Ambitionen. Deshalb schloss er sich mit Bauunternehmern zusammen, baute und kaufte Wohnhäuser. Die Bierhalle gab er im Jahre 1903 auf und zog ins eigene Haus an der Hohentorschaussee 129 (heute Hohentorsheerstraße). Er war jetzt selbst zum Bauunternehmer geworden. Und daann das jähe Ende: Am 29. April 1906 starb er plötzlich und unerwartet mit nur 45 Jahren in seinem Haus an einem Schlaganfall.
Seine Frau Meta war nun zum zweiten Mal Witwe geworden. Die Familienchronik berichtet, dass sie keine materielle Not leiden musste. Und zwar weil aus mehreren eigenen Häusern laufend Mieteinnahmen geflossen sein sollen.
Die Gaststätte an der Hohentorstraße 31 war an einen gewissen G.S. Uhlhorn verpachtet und wurde bis Anfang der 1940er Jahre als Bierhalle betrieben. Im Zweiten Weltkrieg wurde das Haus sowie das gesamte Areal bei Luftangriffen stark zerstört.
Im Laufe der Jahre erweiterte Beck’s & Co mit Haake-Beck laufend das Brauereigelände. Heute sind alle Straßen, einschließlich Plätze, zwischen den Straßen Am Deich, Langemarckstraße, Westerstraße, Große Sortillienstraße und der Oldenburger Straße aufgehoben und durch die Brauerei überbaut.
von Peter Strotmann