Vor 50 Jahren

Die Aktion „Saubere Stadt“ geht weiter. Nachdem seit August in allen Stadtteilen die von Bausenator Seifriz kreierten pop-farbenen Plastikpapierkörbe hängen, beschränken sich die Abfallprobleme theoretisch nur noch auf die Haushaltungen. Hier soll der „Bremer Müllsack“ helfen, den es von Montag an in den meisten Drogerien, Eisen- und Haushaltswarengeschäften zu kaufen gibt. Diese Säcke sind orangerot wie die Papierkörbe, fassen 70 Liter und kosten pro Stück 1,50 Mark. Die Erfinder des „Bremer Müllsacks“ haben auch an den Umweltschutz gedacht und als Werkstoff Polyäthylen gewählt, das in der Müllverbrennungsanlage ungiftig zur Asche wird. (WESER-KURIER, 18./19. Dezember 1971)

Hintergrund

Der Bremer Müllsack existiert bis heute. Er darf laut der Bremer Stadtreinigung (DBS) nur „für kurzfristig anfallende größere Mengen Restmüll“ wie zum Beispiel bei einem Umzug genutzt werden, sagt Sprecherin Lena Hartmann. Der Müllsack sei jedoch nicht als Dauerlösung gedacht – er ersetzt keineswegs die Restmülltonne. Das wäre auch ein teures Vergnügen: Ein Bremer Müllsack kostet heute 5,50 Euro. Der Preis deckt laut Hartmann die Kosten für die Herstellung und die Ressourcen, die mit der Sammlung zu tun haben, also Personal, Fahrzeuge und Sprit sowie die für die Entsorgung.

Gleichgeblieben sind das Fassungsvermögen von 70 Litern sowie das Material  Polyäthylen, verändert hat sich das Erscheinungsbild. Das knallige Orangerot ist einem Weiß gewichen, auf dem in orangefarbenen Lettern Entsorgungshinweise stehen: Dass das Höchstgewicht 15 Kilogramm beträgt oder dass der verschlossene Sack bis sieben Uhr am Abfuhrtag auf die Straße gestellt werden muss.

Vor 50 Jahren war der Bremer Müllsack zunächst nur in den „Fuhrparkstellen des Amtes für Stadtentwässerung und Stadtreinigung“ erhältlich, wie der WESER KURIER am 18. Dezember 1971 berichtete. Dieses Verteilernetz war anscheinend nicht dicht genug. Als Konsequenz wurde der Handel mit einbezogen. Heute gibt es laut Hartmann 140 Verkaufsstellen, darunter Tabakwaren- und Gartenfachgeschäfte. Zurzeit seien falsche Bremer Müllsäcke im Umlauf, warnt Hartmann. Es sei darauf zu achten, dass die Säcke nur an den offiziellen Verkaufsstellen zu erwerben seien.

Lange Zeit war die Bremer Stadtreinigung in privater Hand. 2018 beschloss die rot-grüne Koalition, das Müll-Geschäft wieder in kommunaler Regie zu betreiben. Die DBS ist der zentrale Ansprechpartner für Abfallwirtschaft und Stadtsauberkeit. Dazu gehören auch der Betrieb der insgesamt 15 Recycling-Stationen und die Leerung der mehr als 3600 öffentlichen Abfallbehälter.

Die Müllabfuhr nimmt nur die „amtlichen“ Abfallsäcke aus orange-rotem Kunststoff mit.
Quelle: Archiv

Titel Verbrechen Magazin

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