Situation an der Wachtstraße um 1898: eingezeichnet in einen Plan von 1862, da hier die Hausnummern eingetragen sind.
Quelle: SuUB

Teil 2: Tabula rasa an der Wachtstraße

Der Bericht über die Wachtstraße vom 3. Dezember 2016 fußt auf einem Foto um 1898. Der Standort des Fotografen war die Wachtstraße nach der Kreuzung Tiefer/Wachtstraße/Martinistraße. Also der Blick von der Großen Weserbrücke zur Börse. Dahinter sind die Domtürme zu sehen.

Das Foto zeigt eine ausgeschachtete Baugrube an der Wachtstraße. Dort soll in den Jahren 1901 bis 1902 die Bremer Baumwollbörse entstehen. Um die Baugrube zu schaffen, mussten die Häuser der rechten Seite der Wachtstraße, aber auch die an der Marktstraße (früher Johannisstraße), abgerissen werden. Nach dem Plan sind es die Hausnummern 10 bis 26. Die Häuser mit den Nummern 1 bis 9 waren schon beim Bau der neuen Großen Weserbrücke (1893 bis 1895) der Straßenverbreiterung zum Opfer gefallen.

Wie sahen die abgerissenen Häuser aus?

Interessant ist es nun zu sehen, wie die Häuser der rechten Seiten ausgesehen haben.

Dazu gibt es ein Foto aus den Jahren um 1885. Der Standort ist dieses mal vor der Börse mit Blick zur Großen Weserbrücke hin.

Aus dieser Sicht mussten die Häuser auf der linken Seite der Wachtstraße dem Neubau der Baumwollbörse weichen. Die Adresse der Baumwollbörse lautet: Wachtstraße 17-24, die des kaufmännischen Vereins „Union“ Wachtstraße 9-13 (mehr zum Vorgängerbau der „Union“ am Wall).

Bildbeschreibung:

linke Seite: Diese Straßenseite wurde 1898 komplett abgerissen.

Ganz links steht das Endhaus der Wachtstraße Nr. 26. Etwas zurückgesetzt ist heute der Haupteingang zur Baumwollbörse.

Nr. 14: F.H.C. Voß, Restauration: „Zum zahmen Bären“.

rechte Seite:

siehe Legende zum Foto von 1899

Blick in Richtung Weser: Wachtstraße um 1885.
Foto: Stadtteil-Archiv Bremen-Neustadt

Wie sahen die stehengebliebenen Häuser an der Wachtstraße aus?

Rechte Seite im Stand von 1899: Diese Häuser wurden im Zweiten Weltkrieg zerstört, außer Nr. 32.

Am Bildrand ganz rechts steht das Haus Am Markt 19. Der hintere Teil des Hauses ist Nr. 26 A. Heute befindet sich auf diesen Grundstücken das Bankhaus Plump: Am Markt 19.

Es folgt die Straße Hinter dem Schütting.

Wachtstraße Nr. 27-28 war bis 1945 das Wäschehaus Hinrichs & Bollweg. Heute befindet sich auf den Grundstücken Nr. 27-29 das Ramada Überseehotel. Hinrichs & Bollweg baute nach 1945 in der Sögestraße ein neues Geschäftshaus.

Nr. 32: Dieses Haus ist noch erhalten. Es steht unter Denkmalschutz.

Nr. 33: Brauerei C.H. Haake, Contor und Bierbrauerei. Die Betrieb wurde bereits 1889 in die Neustadt verlegt.

Nr. 35: C.H. Haake Bierhalle, ab 1899 F.H.C. Voss, Restaurateur, der zuvor in Nr. 14 sein Lokal hatte.

nicht mehr im Bild:

zwischen Nummern 39 und 40 Martinistraße

Nr. 40: von 1917 bis 1919 Fritz Poppe Bierhalle und „Schinken-Poppe“ mit Wurst- und Fleischwarenverkauf.

Nr. 43 (Haus direkt an der Weser): von Kapff , Weinhandlung und Weinkeller, ab 1910 ist Kühne & Nagel Hauseigentümer.

Eine solche Häuserbestimmung mag dem Leser etwas langatmig vorkommen.

Aber ein Stadthistoriker muss sie gelegentlich machen. Nur so gelingt es ihm, die früheren Gegebenheiten mit der heutigen Situation zu vergleichen.

von Peter Strotmann

Baustelle für den Bau der Bremer Baumwollbörse mit den
Häusern der Wachtstraße mit Hausnummern.
Aufnahmedatum vermutlich Anfang 1899.
Quelle: Die Bremer Altstadt, Hans Hermann Meyer, Edition Temmen: 2003

Von Anbiet bis Zuckerklatsche

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