Ein Blick in die Geschichte (140): Domshof und Caesarsches Haus
Ob es noch einen flotten Spruch mit auf den Weg gab, als diese Dame ihren Einkauf auf dem Wochenmarkt entgegennahm? Entstanden ist die Aufnahme auf dem Domshof, eine genaue Datierung gibt es nicht. Nach Einschätzung des Staatsarchivs Bremen dürfte Fotograf Karl Edmund Schmidt (1906 bis 1993) das Bild um 1955 geschossen haben. Das ist durchaus plausibel, ist doch im Hintergrund noch das Caesarsche Haus am Domshof 21 zu sehen, das dort bis Herbst 1956 stand.
Unumstritten war der Abriss keineswegs, jahrelang gab es ein heftiges Tauziehen um den Erhalt des Gebäudes, das den Bombenkrieg so ziemlich unbeschadet überstanden hatte.
Die Bezeichnung als Caesarsches Haus rührte von Gerhard Caesar (1792 bis 1874) her, seit 1818 Rechtsanwalt in Bremen. 1825 wechselte er als Archivar in den Staatsdienst, 1832 wurde er in den Senat gewählt, ab 1850 war er Präsident des Richterkollegiums. Caesar erwarb das Gebäude 1836 als neues, repräsentatives Domizil.
Gebaut hatte es der Weinhändler Conrad Wilhelmi (1730 bis 1803) im Jahre 1768. Und zwar im sogenannten Zopfstil, wie der Baustil zwischen Rokoko und Klassizismus in Anspielung auf die damalige Perückenmode in späteren Jahren etwas geringschätzig genannt wurde.
Von Caesars Erben kaufte der Staat das Haus im Jahr 1900, verschiedene Ämter richteten sich in dem Gebäude ein. Der Abriss war eigentlich schon damals beschlossene Sache, dem Regionalhistoriker Herbert Schwarzwälder zufolge gab es bereits seit 1903 Neubaupläne. Doch daraus wurde nichts, zumal das Caesarsche Haus seit 1917 auf der Denkmalsliste stand.
Baudeputation gegen Erhalt des Caesarschen Hauses
Umso erstaunlicher, dass dieser Umstand den Abbruch nach dem Krieg nicht verhindern konnte. Bereits im August 1951 hatte sich die Baudeputation mit 9:1 Stimmen gegen den Fortbestand des Hauses ausgesprochen. Gehörigen Druck übten zwei Banken aus, die nicht länger mit dem Neubau ihrer Gebäude an der Nordseite des Domshofs warten wollten.
Im September 1956 war es dann so weit. Diesmal hieß es allerdings, das Caesarsche Haus müsse der Ostumgehung des Marktplatzes weichen, erst nach dem Abbruch sei der Weg frei für eine Verbreiterung des Schüsselkorbs.
Die Baudenkmalpflege musste sich damit begnügen, mit Zeichnungen, Fotos und Gipsabdrücken wertvoller Stuckteile den Originalzustand zu dokumentieren. Aufbewahrt wurden Sandstein-Elemente, Ziegel und die rückwärtige Fassade. „Das Haus könnte also später an anderer Stelle einmal wiederaufgebaut werden“, meldete der Weser-Kurier. Doch dazu kam es nicht, stattdessen fand der hintere Giebel bei der Rekonstruktion des Essighauses an der Langenstraße Verwendung, während andere Preziosen in der Obhut des Focke-Museums landeten.
von Frank Hethey