Vor 50 Jahren

Trotz leichter konjunktureller Abschwächungstendenzen in einigen Wirtschaftszweigen stand der Bremer Arbeitsmarkt auch im vergangenen Jahr im Zeichen der Vollbeschäftigung. Ein leichtes Anziehen der Arbeitslosenquote, die im Jahresdurchschnitt von 0,9 auf 1,1 Prozent anstieg, werten Experten beim Senator für Arbeit lediglich als gewisse „Entspannung der vorher überhitzten Arbeitsmarktlage“. (WESER-KURIER, 15./16. April 1972)

Hintergrund

Was waren das noch für Zeiten, als in Bremen guten Gewissens von „Vollbeschäftigung“ gesprochen werden konnte. Von irgendeiner Krisenstimmung war in den frühen 1970er-Jahren nichts zu spüren. Im Gegenteil, optimistisch blickte man an der Weser in die Zukunft, nichts schien der Mehrung des Wohlstands im Wege zu stehen.

Tatsächlich zeigte die Bremer Wirtschaft damals noch keine Schwäche. Mit 6,4 Prozent lag das reale Wirtschaftswachstum 1970 sogar deutlich über den 5,1 Prozent im Bund. Der Wirtschaftshistoriker Karl Marten Barfuß spricht denn auch von einem „bemerkenswerten Expansionskurs“. Eine kleine Delle war nur 1971 zu verzeichnen, 1972/73 ging es in Bremen wie auch im Bund wieder kräftig aufwärts.

Doch ab Mitte der 1970er-Jahre wendete sich das Blatt. Das Ölembargo der Opec-Staaten gegen die westliche Welt führte zur Ölkrise im Herbst 1973. Wie aktuell infolge des Ukraine-Kriegs stiegen die Preise sprunghaft an. Die Verbraucherpreise erreichten damals einen neuen Höchststand, die Gewerkschaften trieben den Arbeitgebern mit ihren Lohnforderungen den Angstschweiß auf die Stirn.

Während sich 1962 auf dem einen Flussufer Arbeiter eine Pause gönnen, liegt gegenüber auf dem Helgen der AG Weser ein
80 000-Tonnen-Tanker. Foto: Lohrisch-Achilles

Verschärft wurde die Situation durch den mehr oder weniger kontinuierlichen Zuwachs von Erwerbstätigen. Nicht nur Frauen, auch ausländische Arbeitnehmer und die geburtenstarken Jahrgänge drängten auf den Arbeitsmarkt. Zusammen mit dem Abbau von Arbeitsplätzen in sogenannten Problembranchen war das eine fatale Mischung. Allein von 1974 bis 1975 stieg die Zahl der Arbeitslosen im Land Bremen laut Statistischem Jahrbuch von 7552 auf 12.585, die Quote erreichte damit 4,5 Prozent.

Und so ging es weiter, angeheizt durch die Strukturkrise in Traditionsbranchen wie der Werftindustrie. Hatte die Arbeitslosenquote 1981 noch bei 7,2 Prozent gelegen, so kletterte sie bis 1987 auf 15,6 Prozent – 42.000 Menschen im Land Bremen waren ohne Arbeit. Zugleich vergrößerte sich die Kluft zwischen der Arbeitslosigkeit in Bremen und im Bund immer mehr. Im Jahr 1970 waren die Quoten noch nahezu deckungsgleich gewesen, 1987 lag die Differenz bei 6,7 Prozent.

Den bisher unerreichten Negativrekord erreichte die Arbeitslosenquote im Land Bremen 2005 mit 16,8 Prozent. Fünf Jahre später lag die Quote bei zwölf Prozent. Danach ist sie immer nur leicht, dafür aber stetig zurückgegangen. Zu Beginn der Pandemie war noch einmal ein Anstieg auf 11,2 Prozent zu verzeichnen. Im März 2022 waren knapp 36.700 Menschen arbeitslos gemeldet, eine Quote von exakt zehn Prozent.

Damit entspricht die aktuelle Quote so ziemlich genau der von 1950. Kurz nach dem Zweiten Weltkrieg, als das legendäre „Wirtschaftswunder“ noch keine Fahrt aufgenommen hatte, gab es in Bremen 21.700 Arbeitslose. Die Statistiker errechneten daraus eine Quote von 10,1 Prozent. In der Phase des Wiederaufbaus herrschte dann praktisch Vollbeschäftigung, 1960 lag die landesweite Arbeitslosenquote bei 1,1 Prozent.

Zu Beginn der 1970er-Jahre gab es noch genügend Arbeit in Bremen – wie hier im Juli 1972 beim Kaffeeumschlag im Neustädter Hafen. 
Foto: Jochen Stoss

Jung, aber mit viel Geschichte

50 Jahre
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50 Jahre sind seit der Gründung der Universität Bremen vergangen. Auf dem Weg von der vermeintlichen roten Kaderschmiede zur Exzellenzuniversität ist viel passiert: Wir haben den ersten sowie den aktuellen Rektor interviewt und mit Absolventen gesprochen – zu denen auch Bürgermeister Andreas Bovenschulte gehört. Zudem hat uns ein Architekt über den Campus begleitet. Das Magazin der Reihe WK | Geschichte gibt es ab 18. September in den ­Kundenzentren des WESER-­KURIER, im Buch- und Zeitschriftenhandel, online unter www.weser-kurier.de/shop und unter 0421 / 36 71 66 16.

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