Zum Osterfest: Auf der Domtür posiert Marie Hackfeld als Maria am Ostermorgen

Bremens Marktplatz ist eingerahmt von einem Ensemble historischer, moderner und pseudo-historischer Gebäude. Neben dem Gebäude der Bürgerschaft aus den 1960ern stehen der mittelalterliche Dom sowie das Rathaus mit seiner Renaissance-Fassade. An der Westseite des Marktplatzes schließlich stehen Nachkriegsbauten mit Fassaden von Häusern, die ursprünglich an unterschiedlichen Orten Bremens gestanden hatten. Dies zu berichten ist alltägliches Geschäft eines bremischen Stadtführers: Gebäude erzählen Geschichte – manchmal (wie in diesem Fall) nicht nur die Geschichte Bremens, sondern auch die des hawaiianischen Honolulu auf der anderen Seite der Welt.

Auf der rechten Domtür links unten: die kniende Maria alias Marie Hackfeld.
Foto: Frank Hethey

Die Reise beginnt bei dem Gebäude der Sparkasse an der Westseite des Marktes, erbaut 1957/58. Dessen Rokokofassade allerdings ist sehr viel älter und zierte ursprünglich ein Haus an der Schlachte auf Höhe der heutigen Hausnummer 31b. Das dortige Haus war um 1755 errichtet worden. 1836 kaufte der Gastwirt Georg Friedrich Pflüger das Haus, dessen Tochter Marie Gesine wiederum 1848 den Kapitän Hinrich Hackfeld heiratete und mit ihm im selben Jahr nach Hawaii umsiedelte.

Dorthin war Hackfeld eher zufällig nach einem Schiffbruch geraten; er erkannte in der damals noch selbstständigen Inselmonarchie das merkantile Potential und machte – gemeinsam mit seinem Schwager und dem Bremer Agrarexperten Paul Isenberg – so gute Geschäfte, dass die Firma „H. Hackfeld & Co.“ Letztlich zu den „Big Five“ auf Hawaii aufstieg. Er war dort so erfolgreich, dass er das deutsche Konsulat dort führte und den hawaiianischen König beriet. Sogar Banknoten mit seinem Konterfei kursierten angeblich.

Bis 1998 das größte Kaufhaus auf Hawaii

Neben Zuckerrohrherstellung war ein Department Store Teil des Hackfeld’schen Geschäftsfeldes. Dieses Geschäft trug den Namen seines Neffen B.F. Ehlers und wuchs stetig; das Hauptquartier an der Ecke Fort und Queen Street in Honolulu wurde eine Landmarke in der hawaiianischen Hauptstadt und blieb unter dem Namen „Liberty House“ bis 1998 das größte Kaufhaus der Hawaii Inseln.

An der südwestlichen Ecke des Bremer Marktplatzes: heute die Fassade der Sparkassen-Filiale am Markt, früher die Fassade des Pflüger-Hauses an der Schlachte.
Foto: Frank Hethey

Hinrich Hackfeld erlebte das nicht mehr: Er kehrte 1871 nach Bremen zurück und verstarb 1887. Sein Neffe Johann Hackfeld – Namensgeber des bremischen CVJM-Heims – führte die Geschäfte auf Hawaii weiter bis die Firma dort im Zuge des Ersten Weltkriegs 1917 von den amerikanischen neuen Herren der Inseln enteignet wurde. Die Geschäfte der Bremer Firma wurden daraufhin unter dem Namen „Amfac, Inc.“ weitergeführt.

Unsere Reise aber führt uns zurück nach Bremen – jetzt vom Marktplatz in Richtung des historischen Bremer Doms.

Marie Gesine Hackfeld (oder besser Hackfeld-Pflüger, wie sie sich nach dem Tod ihres Mannes nannte) überlebte ihren Mann um 30 Jahre und wirkte nach dessen Tod als Stifterin für karitative Zwecke. Die emanzipierte Frau stiftete Pflegeheime und Heime für „gefallene Mädchen“ in Bremen.

Die deutlichste Spur hinterließ sie jedoch an der rechten Domtür. Sie stiftete im Zuge der Runderneuerung des Doms nach 1888 die Bronzetüren des Westportals. Als Hommage an die Stifterin modellierte der Kölner Bildhauer Peter Fuchs in der Darstellung „Jesus erscheint Maria am Ostermorgen“ das Familienwappen der Pflügers und ahmte das Gesicht der neutestamentlichen Maria dem der bremischen Marie nach (auch andere Prominente ließen sich damals verewigen: mehr dazu hier).

von Tim Giesler

Verewigt: Marie Hackfeld posierte als Maria auf der rechten Domtür.
Foto: Frank Hethey

Jung, aber mit viel Geschichte

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