Ein Blick in die Geschichte (52): Enge und verwinkelte Gassen in der Altstadt – der Spitzenkiel im Jahr 1904

Eng und verwinkelt war es früher nicht nur im Schnoor, sondern in der gesamten Bremer Altstadt.

Eine Vorstellung davon gibt dieses schöne Foto von 1904. Es zeigt den Spitzenkiel mit der Ansgaritorswallstraße (links) und der Straße „Wegesende“ (rechts). Den spitzwinkelig aufeinander zulaufenden Straßen verdankt der Spitzenkiel seinen Namen. Dazu passt denn auch das spitzgieblige Eckhaus mit seinem steilen Satteldach. 1906 wurde es im Zuge einer Straßenverbreiterung abgerissen.

Die Ansgaritorswallstraße war damals eigentlich nur eine schmale Gasse, auch heute fällt die Fahrbahn noch ziemlich schmal aus. Ebenfalls unverändert: Die Ansgaritorswallstraße ist noch immer eine Einbahnstraße. Weil es um die Jahrhundertwende noch keine Verkehrszeichen gab, bedurfte es einer wortreichen Erläuterung auf einem Schild, das über dem Erdgeschossfenster des Eckhauses zu sehen ist.

Bei dem stattlichen Haus am Ende der Straße „Wegesende“ handelt es sich um den 1903 errichteten Neubau der Kolonialwaren- und Delikatesshandlung von Bernhard Hugo Pundt. Das Gebäude befand sich zwar an der Ecke Knochenhauerstraße/Pelzerstraße, die Adresse lautete aber Wegesende 27/28.

Rechts davon, an der Einmündung der Papenstraße, wurde ab 1901 das Verwaltungsgebäude des Norddeutschen Lloyd mit seinem gewaltigen Turm errichtet.

Als das Lloyd-Gebäude 1969 dem Horten-Kaufhaus (heute Galeria Kaufhof) weichen musste, wurde die Pelzerstraße kurzerhand gekappt. An ihrer Stelle erhebt sich heute der nördliche Teil des Kaufhausgebäudes. Im Weser-Kurier hieß es dazu wenig sentimental, die Pelzerstraße werde „nur noch als Stumpf“ von der Carl-Ronning-Straße bis zur Kleinen Hundestraße bestehen bleiben.

Eng und verwinkelt: der Spitzenkiel im Jahre 1904. Quelle: Hans Hermann Meyer, Die Bremer Altstadt, Bremen 2003

Eng und verwinkelt: der Spitzenkiel im Jahre 1904.
Quelle: Bestand Herbert Fuß

Von Anbiet bis Zuckerklatsche

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