Vor 50 Jahren

Er kam, wie es sich für einen Pionier der Raumfahrt gehört. Neil Armstrong, jener Mann, der am 21. Juli vergangenen Jahres als erster Mensch den Mond betreten hatte, schwebte zwar nicht in einer „Apollo“-Kapsel auf den Bremer Flughafen nieder, aber der Einstand, den der 40 Jahre alte Astronaut gestern zu Beginn seines 20stündigen inoffiziellen Besuches in der Hansestadt gab, war nicht minder spektakulär. Neil Armstrong saß selbst am Cockpit der zweistrahligen Fokker F 28 Fellowship, mit der er von Frankfurt kommend in Bremen einflog. (WESER-KURIER, 8./9. August 1970)

Hintergrund

Mehr als 600 Millionen Menschen weltweit saßen in der Nacht vom 20. auf den 21. Juli 1969 vor dem Fernseher, um die Reise der Apollo 11 der US-amerikanischen Raumfahrtbehörde Nasa zu verfolgen. „Die ersten Menschen auf dem Mond“ stand am darauffolgenden Morgen auf dem Titel des WESER-KURIER. Gut ein Jahr nach seiner erfolgreichen Reise zum Erdtrabanten landete Neil Armstrong in Bremen; er besuchte die Vereinigten Flugtechnischen Werke, schrieb zahlreiche Autogramme und trug sich bei Bürgermeisterin Annemarie Mevissen ins goldene Buch der Stadt ein. Armstrongs Aufenthalt in Bremen war aber nur ein Zwischenhalt seines Deutschlandbesuches. Das eigentliche Ziel des früheren Marinefliegers: die Feierlichkeiten zum 50-jährigen Jubiläum des Segelflugbetriebes auf der Wasserkuppe in der Rhön.

Im Juli 1969 ganz woanders: Neil Armstrong auf dem Mond.
Quelle: dpa

„Willig ließ er das prallgefüllte Besuchsprogramm bei sengender Nachmittagshitze über sich ergehen“, schrieb der WESER-KURIER. Weiter hieß es: „Nach dem Flair des Abenteurers, des Eroberers aber hielten die zahlreichen Menschen, die Armstrong gestern in Bremen einen freundlichen Empfang bereiteten, vergeblich Ausschau.“ Armstrong vollbrachte, was kein anderer vor ihm geschafft hatte. Bei seinem Besuch in der Hansestadt, so beschrieb es der WESER-KURIER, zeigte sich der damals 40-Jährige zwar freundlich lächelnd und interessiert, wirkte aber „dennoch fast ein wenig schüchtern“.

21 Stunden und 36 Minuten verbrachte Neil Armstrong mit seinem Kollegen Edwin „Buzz“ Aldrin auf dem Mond, fast drei davon außerhalb des Raumfahrzeugs. Damit erreichten die Astronauten das, was Präsident John F. Kennedy am 25. Mai 1961 verkündet hatte: Ein US-Amerikaner sollte innerhalb von zehn Jahren den Mond betreten und gesund auf die Erde zurückkehren – und damit die Führungsrolle im Weltraum vor der Sowjetunion einnehmen.

Erst zwei Jahre zuvor, am 27. Januar 1967, starben die drei Astronauten Ed White, Gus Grissom, Roger Chaffee bei Tests zur ersten bemannten Raumfahrtmission, der Apollo 1. Das Mondprogramm der Nasa, es begann mit einer Tragödie. 1969 dann der Erfolg. „Dies ist ein kleiner Schritt für den Menschen, aber ein gewaltiger Sprung für die Menschheit.“ Mit diesen Worten setzte Armstrong um 3.56 Uhr mitteleuropäischer Zeit den Fuß von der letzten Leitersprosse auf die Mondoberfläche. Wort für Wort druckte der WESER-KURIER am Tag darauffolgenden Tag das Protokoll der Landung und Fotos der Lunauten. Insgesamt betraten zwölf Menschen binnen drei Jahren den Mond.

Wenige Wochen vor seinem Besuch in Bremen, am 1. Juli 1970, wurde Armstrong zum stellvertretenden Leiter des Aeronautik-Programms der Nasa ernannt. Ein Jahr später verließ er die Weltraumbehörde wieder. Armstrong lehrte acht Jahre an der University of Cincinnati Luft- und Raumfahrttechnik, bevor er in die Wirtschaft ging und zum mehrfachen Millionär wurde. 2010, zwei Jahre vor seinem Tod, warnte Armstrong in einem offenen Brief vor einem „Rückfall der USA in die Zweitklassigkeit“ bei der Weltraumforschung. Kurz zuvor hatte US-Präsident Barack Obama die Abkehr von einem neuen Nasa-Mondprogramm verkündet.

Ein Jahr nach der Mondlandung in Bremen gelandet: Neil Armstrong am 7. August 1970 in Bremen beim Senatsempfang mit Bürgermeisterin Annemarie Mevissen.
Foto: Klaus Sander

Von Anbiet bis Zuckerklatsche

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