Ein Blick in die Geschichte (205): Bundeswehr-Gelöbnis mit Folgen
Als „Schwarzer Dienstag“ ging der 6. Mai 1980 in die Geschichte Bremens ein. 1200 junge Bundeswehrrekruten waren ins Weserstadion gekommen, um, wie damals üblich, ihr Gelöbnis abzulegen. Auch die höchsten Generale der Nato, Bundespräsident Karl Carstens (CDU) und Bundesverteidigungsminister Hans Apel (SPD) waren anwesend, um den Soldaten für ihre Dienste zu danken.
Zu der Veranstaltung kamen allerdings nicht nur Feiernde. Bereits im Vorfeld wurde ein Demonstrationszug mit mehreren Tausend Teilnehmern anlässlich der Veranstaltung angemeldet. Dieser verlief zunächst ohne besondere Vorkommnisse, doch unter den friedlichen Bundeswehrgegnern befanden sich auch gewaltbereite Protestler, die vermummt und mit Helmen und Knüppeln ausgestattet von der vorgesehenen Route abwichen. Im Ostertorviertel wurde eine den Bundespräsidenten darstellende Puppe unter lautem Jubel verbrannt und rund um das Stadion kam es schnell zum Ausnahmezustand.
Der WESER-KURIER schrieb dazu damals: „Der Osterdeich glich zeitweise einem Schlachtfeld: Polizisten wurden mit einem Hagel von Pflastersteinen eingedeckt, Molotowcocktails flogen. Ein Geschoss traf einen Ordnungshüter. Der Mann wäre beinahe verbrannt. Besucher verkrochen sich vor Angst in den Büschen.“ Die militanten Demonstranten hatten unter anderem mehrere Kleinbusse der Bundeswehr umgeworfen, in Brand gesteckt und als Barrikaden genutzt. Auch die Feuerwehr musste mehrmals eingreifen. Zwei Polizeihubschrauber, die über den Stadion kreisten, wurden mit Leuchtkugeln beschossen und einige Radikale schafften es, ins Stadion einzudringen. Anscheinend waren sie gut organisiert und verständigten sich – so die Vermutung der Polizei – sogar über Funkgeräte. Die Sicherheitskräfte setzten mehrere Wasserwerfer gegen die Demonstranten ein, konnten sie allerdings nicht stoppen: Die Protestler griffen die rund 1000 vor dem Stadion positionierten Polizeibeamten, die aus Bremen, Bremerhaven und Niedersachsen zusammengetrommelt wurden, mit Eisenstangen an.
Sie warfen Beutel mit Farbe und Tierblut, aus der Straße gerissene Pflastersteine und Molotowcocktails. Trotz der gewalttätigen Eingriffe konnte die Veranstaltung wie geplant stattfinden. Mehr als 250 Polizisten, mehrere Passanten, Demonstranten und auch einige der Soldaten wurden bei den Krawallen verletzt. Der damalige Innensenator Helmut Fröhlich (SPD) bezeichnete die bürgerkriegsähnlichen Ausschreitungen als „die schwersten Zwischenfälle in Bremen seit Kriegsende“.