Bremer Straßennamen (2): Herdentorsteinweg

Kaum vorstellbar, dass sich einst Viehherden gemächlichen Schrittes über diese Straße fortbewegten. Und doch war es so, der Name Herdentorsteinweg leitet sich von den Herden ab, die durch das Herdentor auf die Bürgerweide getrieben wurden. Damals, als viele Bremer als Ackerbürger noch Viehzucht betrieben. Ausgangspunkt des munteren Treibens dürften die Schweineställe an der Sögestraße gewesen sein. „Söge“ ist plattdeutsch und bedeutet nichts anderes als „Sauen“ oder „Schweine“, die Sögestraße ist mithin die Schweinestraße.

Eine Hochhauskette am Herdentorsteinweg: eine Planskizze vom Juli 1960.
Quelle: Archiv des Weser-Kuriers

Das Herdentor war ein Tor in der erstmals 1229 erwähnten Stadtmauer. Im 17. Jahrhundert wurde die Verteidigungsanlage nach den Maßgaben modernen Festungsbaus gründlich erneuert und durch vorspringende Bastionen ergänzt, das Herdentor erhielt eine Herdentorsbastion. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts hatte die nicht mehr zeitgemäße Befestigung ausgedient, es entstand eine Parkanlage nach englischem Vorbild, die Wallanlagen. Unter der Herrschaft der Franzosen wurde 1812/13 der Herdentorsfriedhof angelegt, der heutige Nelson-Mandela-Park ist ein letzter Rest davon.

Freilich sollte es noch eine Weile dauern, bis der Herdentorsteinweg – in der alten Schreibweise: Heerdenthors Steinweg – als Fortsetzung der Sögestraße angelegt wurde. Erst mit dem Bau des Hannoverschen Bahnhofs erhielt die Straße 1847 ihren heutigen Namen. Ein prägendes Bauwerk war Hillmanns Hotel von 1846. Wie fast alle Gebäude am Herdentorsteinweg wurde es im Zweiten Weltkrieg zerstört, heute steht an seiner Stelle das Dorint City Hotel, früher Swissôtel.

Als langlebiges Provisorium entpuppte sich die Hillmannpassage mit dem beliebten Café Hillmann (1949-71). Die Passage musste Platz machen für ehrgeizige, aber nie verwirklichte Hochhauspläne. Umgesetzt wurde nur das 1965 fertiggestellte Siemens-Hochhaus als Flaggschiff des neuen Herdentorviertels. Allerdings wurde es nicht da gebaut, wo es ursprünglich einmal vorgesehen war: nämlich direkt am Wallgraben.

Dominiert wird der Herdentorsteinweg heute durch das 2014 eröffnete Büro- und Geschäftshaus nach Plänen von Max Dudler an der Ecke Bahnhofstraße und dem ähnlich gestalteten Neubau der Sparda-Bank Hannover auf der gegenüberliegenden Seite.

So langsam blühte das Leben wieder auf: der Herdentorsteinweg in den frühen Nachkriegsjahren.
Quelle: Staatsarchiv Bremen

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