Heine-Bank wird saniert – Rückkehr an den alten Standort in zwei bis drei Wochen

Schon ein paar Mal hat Werner Sünkenberg an der Heine-Bank ein kleines Happening veranstaltet: Auf seine Bitte trugen Bremer Bürger an dem idyllischen Fleckchen im Bürgerpark ausgewählte Gedichte von Heinrich Heine vor, zuletzt der Buchautor Detlef Michelers. Als kleine Filmsequenzen veröffentlichte der Künstler die Heine-Häppchen dann auf seinem Blog „lyrikradio“. Das wollte der 69-Jährige jetzt wieder tun – musste allerdings zu seinem Entsetzen feststellen, dass die Heine-Bank scheinbar spurlos verschwunden ist. Einen Reim konnte sich Sünkenberg darauf nicht machen, zumal nach seinem Empfinden kein Sanierungsbedarf bestand.

In Sorge um seinen Rezitationsstandort: der Künstler Werner Sünkenberg.
Quelle: www.lyrikradio.de

Kein Grund zur Sorge, lautet die beruhigende Antwort vom Bürgerparkverein. Die Heine-Bank stehe wohlbehalten auf dem Betriebshof, sagt Parkdirektor Tim Großmann. Schon vor Weihnachten sei die Bank im Zuge der Beseitigung der Sturmschäden demontiert worden. Der Hintergrund: „In unmittelbarer Nachbarschaft musste gefällt und nachgepflanzt werden.“ Eine günstige Gelegenheit, auch die Heine-Bank wieder auf Vordermann zu bringen. Die Holzauflagen hatten ihre beste Zeit hinter sich, die Metallteile konnten einen frischen Anstrich vertragen.

Das dauerte freilich einige Zeit, weil die Beseitigung der Sturmschäden absoluten Vorrang hatte. Dadurch verzögerten sich alle anderen Arbeiten um sechs bis acht Wochen, eben auch die Sanierung der Heine-Bank. Nicht zuletzt, weil die Holzteile erst maßgerecht angefertigt werden mussten. „Nun ist die Bank aber weitestgehend fertig“, sagt Großmann. Innerhalb der nächsten zwei bis drei Wochen werde sie wieder an ihren alten Standort zurückkehren.

Heine-Bank 1904 aufgestellt

Aufgestellt wurde die schmiedeeiserne Heine-Bank 1904 auf Initiative des Literarischen Vereins. Zwar war die Bank laut Heine-Experte Axel Seibert „das erste verwirklichte anspruchsvollere öffentliche Heine-Denkmal in Deutschland“. Allerdings kam es wegen der jüdischen Abstammung Heines schon im Vorfeld zu einer Leserbrief-Kontroverse in der Presse. Bereits zu Lebzeiten hatte sich der 1825 konvertierte Dichter antijüdischer Hetzkampagnen erwehren müssen.

Noch verweist, bald nicht mehr: der Standort der Heine-Bank.
Foto: Frank Hethey

Zu Bremen hat Heine eine nicht gerade enge, aber doch vorhandene Bindung. Sein launiges Ratskeller-Gedicht aus dem „Buch der Lieder“ dürfte von einer durchzechten Nacht im September 1826 inspiriert worden sein. Der damals 28-Jährige war von der Nordsee-Insel Norderney gekommen, auf der Heimreise legte er eine Station in Bremen ein. Ein zweites Mal gastierte Heine im Oktober 1843 während seiner Deutschland-Reise an der Weser.

Die geradezu filigrane Heine-Bank entstand nach einem Entwurf des Architekten Hans Lassen. In der Mitte befindet sich ein Porträt-Medaillon, links und rechts zwei Texttafeln mit den letzten beiden Strophen des patriotisch-wehmütigen Gedichts „In der Fremde“, das Heine 1832 im Pariser Exil verfasste. Die Bank hat eine bewegte Geschichte hinter sich. Bereits 1915 und dann wieder 1923 wurde sie beschädigt, beim zweiten Zerstörungsakt gilt ein antisemitisches Motiv als sicher, das Medaillon verschwand auf Nimmerwiedersehen.

Ein Nachguss ersetzte das geraubte Porträt, 1924 wurde die Bank wiederaufgestellt. Bereits 1933 war es aber schon wieder vorbei mit der Gemütlichkeit. Laut Herbert Schwarzwälder versteckte der damalige Parkdirektor Hugo Riggers das Medaillon und die Texttafeln, um sie vor dem Zugriff der neuen NS-Machthaber zu bewahren. Im Zweiten Weltkrieg wurde die Bank bei einem Bombenangriff vernichtet. Die sichergestellten Metallteile kamen erst wieder zum Vorschein, als sie 1969 an einer steinernen Bank angebracht wurden. Eine wirklichkeitsgetreue Reproduktion der Originalbank befindet sich seit 1989 am heutigen Standort in Höhe der Fitgerstraße.

von Frank Hethey

Ist gerade nicht am Standort: die Heine-Bank, hier das Original von 1904.
Quelle: Schwachhausen-Archiv

Von Anbiet bis Zuckerklatsche

„Erst der Hafen, dann ist die Stadt“

Im Magazin „Erst der Hafen, dann ist die Stadt“ über Bremen und seine Häfen gehen wir in vielen historischen Bildern auf Zeitreise durch die maritime Vergangenheit unserer Hansestadt. Wie entwickelten sich die Häfen in Bremen vom Mittelalter bis heute? Wie sah die Arbeit zwischen Ladeluke, Kaje und Schuppen aus? Was hatte es mit den Anbiethallen auf sich? Und wie veränderte die Containerschifffahrt die Häfen? Wir blicken auf die Gründung der Freihäfen um 1900 und den Strukturwandel rund 100 Jahre später. Wir erzählen von Schmugglern und Zöllnern, von Bremens großen Werften sowie Abenteuern, Sex und Alkohol an der Küste – dem Rotlichtviertel am Hafen.

Jetzt bestellen