Ein Blick in die Geschichte (186): Die Überführung der „Bremen“ von Bremen-Vegesack nach Bremerhaven

Schwarzer Rumpf, weiße Aufbauten, gelber Schornstein. In diesen Farben des Norddeutsches Lloyd (NDL) war auch die fünfte „Bremen“ angestrichen. Ein strahlend schönes Schiff war aus einem 1939 in Frankreich fertiggestellten Passagier- und Frachtschiff mit dem Namen „Pasteur“ entstanden. Der Norddeutsche Lloyd hatte des Schiff, das zuletzt als Truppentransporter eingesetzt war, für 30 Millionen gekauft. Im September 1957 wurde es nach Bremerhaven überführt. Auf der Bremer Vulkan-Werft in Vegesack ließ der Norddeutsche Lloyd es für rund 65 Millionen umbauen.

Dieses größte eigene Passagierschiff nach dem Zweiten Weltkrieg war für den Nordatlantikdienst des NDL vorgesehen. Die Jungfernfahrt von Bremerhaven in Richtung New York war für den 9. Juli 1959 fest eingeplant. Doch vorher musste es nach Bremerhaven überführt werden, um dort weiter erprobt zu werden, die Endausrüstung und einen Endanstrich zu erhalten. Dann erst konnte das fertige Schiff von der Vulkan-Werft an den NDL übergeben werden.

Die „Bremen“ bei einer späteren Liegezeit an der Columbuskaje in Bremerhaven.
Quelle: Ansichtskarten-Sammlung Bätje

Für die Überführung war der 23. Mai 1959 angesetzt. Mit auflaufendem Weserwasser hätte das Schiff zwischen 11 und 11.30 Uhr die Ausrüstungspier verlassen sollen. Aber erst um 12.22 Uhr waren gerade ausreichende 40 Zentimeter Wasser unterm Kiel. Zu dieser Zeit traten die beiden Lloyd-Schlepper „Löwe“ und „Centaur“ in Aktion, um den 32.000 BRT großen Ozeanriesen vom Vulkankai in den Weserstrom zu ziehen. Zum Abschied gab die „Bremen“ das Signal dreimal lang aus ihrem Typhon. Die Antwort kam dreimal lang von allen Signalpfeifen der Werft und der an den Kaimauern liegenden Schiffe.

Auf der Ansichtskarte sehen wir die TS „Bremen“ ( TS steht für Turbinenschiff), wie sie von den beiden Schleppern gezogen und noch von drei Schleppern hinten gesichert wird. Es ist der Moment, an dem das Schiff am Blumenthaler Hafen und Badestrand vorbeikommt. Wie man leicht ausmachen kann, ist der Strand schwarz vor Menschen. Die warteten teilweise schon seit den frühen Morgenstunden auf das neue Flaggschiff des Norddeutschen Lloyd. Die Menschen winken und schwenken Tücher. Sie sind von dem Anblick des Schiffes ergriffen. Nicht anders wird es den vielen Menschen ergangen sein, die auf beiden Seiten der Weser, der „Bremen“ auf der Fahrt nach Bremerhaven zugesehen haben.

Die „Bremen“ erreichte Bremerhaven mit eigener Kraft am gleichen Tage um 16.30 Uhr und machte mit Schlepperhilfe an der Columbuskaje fest. Nach Erledigung aller ausstehenden Arbeiten lief das Schiff pünktlich am 9. Juli 1959 zur Jungfernfahrt aus.

von Peter Strotmann

Stolzer Anblick: TS „Bremen“ passiert Bremen-Blumenthal am 23. Mai 1959
Quelle: Ansichtskarten-Sammlung Bätjer

Titel Verbrechen Magazin

Verbechen in Bremen und der Region

Giftmischer, Bombenleger, Messerstecher

16 Kriminalfälle vom Pferderipper über den Bunkermord, Adelina und die immer noch vermisste Jutta Fuchs bis zu einem mysteriösen Vergiftungsfall sind in unserem neuen Magazin WK|Geschichte-Extra „Verbrechen in Bremen und der Region“ aufgearbeitet. Außerdem kommen eine Bremer Krimibuchautorin und ein Phantomzeichner zu Wort.

Jetzt bestellen