Ein Blick in die Geschichte (167): Freimarktbild von 1963 zeigt halbfertige Stadthalle
Nur noch heute und morgen, dann ist auch der 982. Freimarkt schon wieder Geschichte. Ein triftiger Grund, noch einmal ein historisches Foto der „fünften Jahreszeit“ zu präsentieren. Entstanden ist es im Oktober 1963, der Blick geht von der Gustav-Deetjen-Allee in Richtung Bürgerweide.
Weitaus bemerkenswerter als die mobile Konditorei von Jonny Schulze ist allerdings die erst halbfertige Stadthalle im Hintergrund. Von den sechs Pfeilern sind bereits vier fertiggestellt, um den fünften rankt sich ein imposantes Baugerüst. Noch über ein Jahr sollte damals verstreichen bis zur feierlichen Eröffnung.
Der Bau einer Stadthalle war ein lang gehegter Traum in Bremen, erste Planspiele hatte es bereits in den 1920er Jahren gegeben. Doch es kam immer etwas dazwischen: zunächst die Weltwirtschaftskrise, dann der Zweite Weltkrieg. Erst nach dessen Ende, als die ärgsten Kriegsschäden beseitigt und die Wohnungsnot gelindert war, konnte man an die Verwirklichung der alten Pläne denken.
Beim Wettbewerb von 1957 machte der Entwurf des Wiener Architekten Roland Rainer das Rennen. Dabei ließ sich der damals 47-Jährige sogar vom Freimarkt inspirieren: Die ungewöhnliche Pfeilerkonstruktion sollte als „Zelt unter Zelten“ die Budenstadt des beliebten Volksfestes widerspiegeln. Entsprechend sind auf dem Modell des Siegerentwurfs einige Karussells und Verkaufsstände zu sehen.
Beim Freimarkt von 1952 hatte die „beliebte Konditorei mit dem neuen Café“ noch kräftig auf die Werbetrommel geschlagen. Jonny Schulze gibt es zwar immer noch, allerdings nicht mehr in den früheren Ausmaßen – heute ist die Verkaufsstelle deutlich bescheidener.
von Frank Hethey
Das Foto dient als Coverbild des neuen Schwachhausen-Kalenders von Bremen History-Autor Peter Strotmann. Mehr dazu in Kürze.