Gaststätten-Lexikon: Das Hotel„Alt-Bremen“ im Schnoor
Der Schnoor hat in seiner etwa 700-jährigen Geschichte schon so manche Häuser und Bewohner gesehen. Und das Besondere an der Straße ist wohl, dass die Häuser seit jeher wie an einer Schnur aneinander stehen. Das war früher nicht üblich.
Aber damit hatte die Straße ihren Namen weg, denn „Snoor“ ist das niederdeutsche Wort für „Schnur“. Unterlagen über diese alte Bebauung sind kaum vorhanden. Meist sind erst die Bauten ab der Mitte des 19. Jahrhunderts dokumentiert.
Schnoor 31 bis 36
Für die Serie Gaststätten-Lexikon betrachten wir die Geschichte der Häuser Schnoor 31 bis 36. In Haus Nummer 33 wurde seit Mitte der 1800er Branntwein hergestellt. Ob der dort auch ausgeschenkt wurde, das ist nicht belegt. Zuletzt, bis 1913, betrieb Diedrich Lampe am Standort eine Branntweinbrennerei und Milchwirtschaft.
Die Nummer 31 war eine Remise, 32 war unbebaut, 34 bis 36 Wohnhäuser, vermutlich mit kleinen Handwerksbetrieben.
Schnoor 32/33: Hotel „Alt-Bremen“
1916 wird das Doppelhaus Schnoor 32/33 errichtet. Neben einigen Wohnungen ist Hermann Albert Seevers mit einer Gast- und Schenkwirtschaft im Haus. 1924 eröffnet er das Hotel „Alt-Bremen“.
1927 wechselt der Besitzer von Seevers zu Heinrich Jacob August Buck. Aber er betreibt bis 1928 nur eine Gast- und Schenkwirtschaft und erst ab 1929 wieder ein Hotel. 1931 wird Gustav Kampmeier der neue Pächter. Und endlich übernimmt das Ehepaar Lorenz das Haus: Hermann Lorenz leitet das Hotel, seine Frau managt die Schankwirtschaft. Während der Freimarktszeit war das Haus „Hauptquartier“ der Drehorgelmänner. Die Drehorgeln hatten sie sich gegenüber bei Hocke, Schnoor 14, ausgeliehen.
Karl Dillschneider und sein Lebenswerk: Der Schnoor
Im Zweiten Weltkrieg wurde das Haus Schnoor 32/33 komplett zerstört. Aber tatsächlich war der Schnoor die einzige Straße Bremens, in der trotz der Bombenschäden im Zweiten Weltkrieg noch die sehr alte Bausubstanz größtenteils erhalten geblieben war. Aber es drohte der totale Verfall.
Deshalb verabschiedete die Bremer Bürgerschaft 1959 ein Ortsstatut, wie der Schnoor und seine Umgebung zukünftig gestaltet werden sollte. Das war auf die Initiative des Oberbaurats Karl Dillschneider (1904 bis 1998) geschehen, der sich ab 1959 besonders dem Erhalt und Wiederaufbau des Schnoors widmete. Auch in der Zeit von 1964 bis 1971 als bremischer Baudenkmalpfleger und als Pensionär ab 1971 blieb er für den Schnoor aktiv. Er gilt als der „Vater des Schnoors“.
Der Wiederaufbau 1970/71: Gebäude-Ensemble Schnoor 31 bis 36
Der Wiederaufbau durch die Schnoor GmbH erfolgte auf den zusammenhängenden Grundstücken 31 bis 36: Richtfest 1970, Fertigstellung 1971. Die Hausfassaden der Häuser 31 bis 33 sind „modern“ gestaltet. Die Hausnummern 34 und 35 haben die Fassade der 1938 beim Abbruch geretteten straßenseitigen Front des Amtsfischerhauses an der Großenstraße 77 erhalten. Nummer 36 ist ein kleines Fachwerkhaus. 1973 wurde das gesamte Gebäude-Ensemble unter Denkmalschutz gestellt.
Heute sind in Haus 31 das Atelier GAG Papiermodelle und Bastelbögen Spielwaren, in Nummer 32/33 Café Amtsfischerhaus und in 34 bis 36 das Restaurant und Bistro Beck’s im Schnoor untergebracht.
von Peter Strotmann