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Eine Show für die Lieben daheim: die Filmklappe mit dem Aufnahmedatum.

Eine Show für die Lieben daheim: die Filmklappe mit dem Aufnahmedatum.

Die Männer der 29sten U.S. Infantry Division fahren nach Hause

Es ist der 15. Mai 1945.

Durch die bedingungslose Kapitulation der deutschen Wehrmacht hatte der Zweite Weltkrieg für Deutschland ein Ende gefunden. Viele Soldaten und viel Material mussten die Alliierten dafür aufwenden. In Bremen endete die Diktatur der Nationalsozialisten bereits am 27. April 1945. Bremen wurde zur amerikanischen Enklave.

Nun konnte ein Teil der US-Truppen abgezogen werden. Für die Lieben daheim wird ein Film gedreht, ein „heile Welt“-Film. Frei nach dem Motto: Den Soldaten, euren Männern, Brüdern und Ehemännern geht es gut. Sie haben gegen Nazi-Deutschland gesiegt. Nun kommen sie zurück. Sie sind fröhlich und heiter. Alles geht geordnet zu.

Der Film vermittelt eine beruhigende Botschaft. Er zeigt, dass nicht alles zerbombt ist, wie oft berichtet wurde. Wohl darum der Kamerablick in eine Straße mit völlig unbeschädigten Reihenhäusern.

Der Schauplatz der Aufnahmen: die Hohenlohestraße in Schwachhausen.

Der Schauplatz der Aufnahmen: die Hohenlohestraße in Schwachhausen.

In Rührt-Euch-Stellung stehen die Soldaten mit ihrem Gepäck in Reih und Glied. Einige Dienstgrade scherzen untereinander. Es ist eine gelöste Stimmung. Und heißt es aufgesessen, die Seesäcke werden verstaut und schon geht die Fahrt in den Militär-Lastwagen los. Am Ziel angekommen, spielt eine Militärkapelle auf. Wieder stehen die Soldaten in langen Reihen und scheinen von der Musik ergriffen. Anschließend folgt noch ein lockerer Marsch durch Wälder und Straßen. Alles hat mehr den Charakter eines Schulausfluges, es sieht keineswegs danach aus, als sei eben erst ein Krieg überstanden worden.

Was hinter dem Film steht

Doch zeigt der Film auch wirklich die Realität? Aufgenommen wurde der Streifen am 15. Mai 1945. Laut Divisionschronik ist die 29ste Infantry Division aber erst am 6. Juni abgezogen. Vorher benötigte man sie noch zum Aufbau der Verwaltungsstrukturen in Bremen.

Smalltalk in Schwachhausen: US-Soldaten vermitteln gute Stimmung.

Smalltalk in Schwachhausen: US-Soldaten vermitteln gute Stimmung.

Mit anderen Worten, die Aufnahmen sind nicht wirklich beim Anzug entstanden. Vielmehr handelt es sich um einen Film, bei dem alles gestellt ist. Nur die Soldaten sind echt. Die ersten Szenen sind in der Hohenlohestraße (Schwachhausen-Barkhofviertel) aufgenommen, und zwar vor Hausnummer 20 beginnend, nach links weiter mit 18 usw.

Und dann die kuriose Fahrt: Die US-Soldaten laden ihr Gepäck in Lkws, sitzen auf und werden bis zur Gustav-Deetjen-Allee vor das Verwaltungsgebäude des Norddeutschen Lloyds gefahren. In Wahrheit sind das keine zwei Minuten Fußweg. Eigentlich ein ziemlich unnötiger Aufwand. Und dann auch noch eine Militärkapelle und anschließend der Marsch durch den Bürgerpark und die Hohenlohestraße in die Hermann-Böse-Straße hinein.

Doch warum wurde der Film nicht beim tatsächlichen Abzug gedreht? Die Antwort: Dieser vorgezogene Drehtermin war nötig, damit der Film rechtzeitig in den USA ankam und am 6. Juni 1945, dem tatsächlichen Abzugstermin der Division, in den amerikanischen Kino-Wochenschauen gezeigt werden konnte.

von Peter Strotmann

Filmreife Szenen in Schwachhausen: Alles aufgesessen zur Abfahrt.

Filmreife Szenen in Schwachhausen: Alles aufgesessen zur Abfahrt.

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