Ein Blick in die Geschichte (93): Alt-Bremer Straße bei der Nordwestdeutschen Gewerbe- und Industrieausstellung von 1890 mitten im Bürgerpark 

Täuschend echt sah das Gebäude aus, das am Beginn der Alt-Bremer Straße mitten im Bürgerpark stand. Ungefähr in Höhe des heutigen Minigolf-Platzes angelegt, zählte der künstliche Straßenzug zu den Attraktionen der Nordwestdeutschen Gewerbe- und Industrieausstellung von 1890.
Das scheinbar massive Bauwerk im Stil der Weserrenaissance sollte einen authentischen Eindruck hanseatischer Kaufmannstradition vermitteln. Doch in Wahrheit handelte es sich „nur“ um einen hölzernen Nachbau, um das Gastronomiegebäude der bremischen Weinhandlung Hesse & Haars.
Wahrlich eine beeindruckende Visitenkarte der 1871 gegründeten und noch heute existierenden Firma. Deren Sitz lag an der Langenstraße 65, eine Weinstube befand sich am Brill. Und nun also auch noch ein Ableger im Bürgerpark während der Dauer der Ausstellung vom 31. Mai bis 15. Oktober 1890. Bei ungefähr einer Million Besuchern dürfte so manch ein edler Tropfen kredenzt worden sein, für die Weinhandlung sicherlich ein lohnendes Geschäft.
Als alles vorbei war, wurden die hölzernen Ausstellungsgebäude in Windeseile wieder abgebaut, einige Verkaufspavillons kamen als Gartenhäuschen unter den Hammer. Erhalten hat sich nur ein einziges Ausstellungsgebäude: das Pavillon der Zigarrenfirma Engelhardt & Biermann, das heute als „Waldbühne“ im hinteren Teil des Bürgerparks steht – und als anschauliches Zeugnis des verspielten, historisierenden Architekturgeschmacks der Kaiserjahre gelten darf.
von Frank Hethey

Täuschend echt: das Weinhaus Hesse und Haars auf der Nordwestdeutschen Gewerbe- und Industrieausstellung von 1890.
Quelle: Hansefactory, Sven Brandes

Von Anbiet bis Zuckerklatsche

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