Neues Buch stellt mehr als 300 bekannte und weniger bekannte Bremer Frauen vor / Begleitband zur Schau im Focke-Museum

Am 30. April ist es soweit – dann erscheint das neue Buch über Bremer Frauen in der Edition Falkenberg, herausgegeben vom Bremer Frauenmuseum e.V. 48 Autorinnen und Autoren haben Beiträge über Frauen- und Frauenorte in Bremen und Bremerhaven verfasst. Mehr als 300 Frauen werden in kürzeren und längeren Porträts vorgestellt, außerdem zahlreiche Orte, an den Frauen gelebt oder gearbeitet haben sowie einige Vereine und Frauenorganisationen (z.B. Frauen- Erwerbs- und Ausbildungsverein, Akademikerinnenbund, Lehrerinnenvereine).

Gab einen Großteil ihres Vermögens für geistig Behinderte: Henriette Schweers.
Quelle: Staatsarchiv Bremen

Die Beiträge umfassen ein breites Spektrum von Frauen aus verschiedenen Jahrhunderten und verschiedenen sozialen Schichten, die in ihrem historischen Kontext dargestellt werden. Dies sind nicht nur bekannte Frauen wie Auguste Kirchhoff oder Ottilie Hoffmann und Annemarie Mevissen, sondern auch bislang weitgehend unbekannte bzw. unbeachtete Frauen. Da sind z. B. die Bremer Sängerin Eleonore Grabau, berühmte Bremer Opernsängerin und Lehrerin am ersten Leipziger Gewandhaus, Leni Schmidt, die 1928 bei der Olympiade in Amsterdam, bei der erstmals auch Frauen-Wettbewerbe in Leichtathletik stattfanden, in der 200-m-Strecke einen neuen deutschen Rekord aufstellte und mit ihren Teamkolleginnen Rosa Kellner, Anni Holdmann und Leni Junke in der 4-mal-100-Meter-Staffel eine Bronzemedaille gewann.

Wer kennt schon Käthe Matschuck aus Bremerhaven, die jahrelang mit ihrem Wägelchen vom Stadtteil Lehe an die Geeste zog, um dort frischen Granat direkt vom Kutter zu kaufen um ihn dann in der Innenstadt zu verkaufen? Wer weiß schon, dass Meta Rödiger, Erbin des Lür Kroop Hofes in Oberneuland (auf dem es heute das nach ihr benannte „Hochtiedshuus“ gibt) der Stadt Bremen die größte Erbschaft vermachte, die sie je erhalten hat.

Henriette Schweers stiftete einen Großteil ihres Vermögens für geistig Behinderte

Landgut Wolfskuhle: ein Heim für geistig Behinderte dank des Vermögens von Henriette Schweers.
Quelle: Staatsarchiv Bremen

Nur wenige wissen, dass durch das Vermächtnis von Henriette Schweers, die einen Großteil ihres Vermögens für die Einrichtung eines Heimes für geistig Behinderte stiftete, das von 1905 bis zum Zweiten Weltkrieg auf dem Gelände des heutigen Parks Wolfskuhle existierte. Vorgestellt werden auch Stifterinnen wie Beta Isenberg, die sich im „Verein für eine Zufluchtstätte für Frauen und Mädchen“ engagierte, dessen Vorsitzende sie 1908 wurde. Sie ermöglichte 1914 den Bau und die Einrichtung eines Heimes für Mädchen an der Kornstraße 209-211 und finanzierte den Bau der Zionskirche in der Kornstraße.

Auch die Frauen, die 1919 in die Nationalversammlung gewählt wurden sowie zahlreiche Frauen, die wie Adèle Schmitz zu Beginn des 20. Jahrhunderts lange für das Stimmrecht kämpften und engagierte Mitstreiterin in der Ortsgruppe des Deutschen Frauenstimmrechtsverbandes waren, sowie Politikerinnen aus Parteien und Verbänden aus jüngster Zeit werden dargestellt: Delphine Brox-Brochot, Hede Lütjen, Berta Seebeck u.a. Mit mehreren Porträts werden engagierte Lehrerinnen wie Anna Schomburg, Magdalene Thimme und Auguste Lammers und andere gewürdigt, die für eine bessere Mädchenbildung kämpften. Ein Beitrag stellt die Entstehung und Entwicklung der Mädchenschulen dar.

Auch vertreten: Delphine Brox-Brochot (1935 bis 2008), die 1979 als Mitglied der Bremer Grünen Liste in die Bürgerschaft einzog.
Quelle: Bremer Frauenmuseum

Aufgenommen wurden aber auch Frauen die „nur Gattinen“ waren – überwiegend Frauen, deren Männer in der Bremer und Bremerhavener Wirtschaft und Politik eine bedeutende Rolle spielten, für die es selbstverständlich war, dass ihre Frauen den umfangreichen Haushalt – häufig mit mehr als zehn Kindern und großen gesellschaftlichen Verpflichtungen – managten.

Auch den malenden und schreibenden Frauen sind Porträts gewidmet

In einem längeren Aufsatz wird das Leben von Frauen, die mit ihren Kapitäns-Ehemännern von Bremerhaven aus für lange Zeit auf große Fahrt gingen, beschrieben.

Auch den malenden und schreibenden Frauen sind zahlreiche Porträts gewidmet, darunter Autorinnen wie Ada Halenza, die in jüngster Zeit ein großes Publikum eroberte, oder Anna Steen, die trotz zahlreicher Bücher (die noch heute hohe Preise erzielen) in Vergessenheit geraten ist. Weitgehend unbekannt war bislang auch, dass Marie Fitger, Schwester des Malers Arthur Fitger, Autorin war und die Journalistin Lilo Weinsheimer mit spitzer Feder die politischen Ereignisse in Bremen und auf Bundesebene kommentierte.

Das Buch ist ein wahrer Fundus für Geschichtsinteressierte und soll auch dazu motivieren, weiter zu forschen.

Am 2. Mai um 18 Uhr wird es in der Zentralbibliothek im Rahmen der Buchpremiere von den Herausgeberinnen vorgestellt. Das Buch ist Begleitkatalog zur Ausstellung Bremer Frauen Geschichte im Focke Museum, die vom 1. Mai bis 21. August 2016 gezeigt wird.

von Edith Laudowicz

Bronze bei der Olympiade 1928 in Amsterdam: die 4-mal-100-Meter-Staffel mit der Bremerin Leni Schmidt.
Quelle: Wikimedia Commons

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