Ein Blick in die Geschichte (82): Stich von 1859 zeigt Rathausdach im ursprünglichen Zustand – und noch viel mehr Eigentümlichkeiten von einst
Erst unlängst hat der passionierte Leserbriefschreiber Nils Huschke im Weser-Kurier die Forderung erhoben, bei der geplanten Dachsanierung des Rathauses den alten Zustand wiederherzustellen – nämlich mit den Gauben, die 1877 quasi versehentlich als vermeintlich späterer Zusatz entfernt wurden.
Wie das Kupferdach mit seinen insgesamt zwölf Gauben ursprünglich aussah, zeigt sehr eindrucksvoll dieser Stich von 1859. Und nicht nur das, zu sehen sind noch viel mehr Gebäude und Eigentümlichkeiten, die längst der Vergangenheit angehören.
Zum Beispiel links vom Rathaus der östliche Zipfel der Alten Börse. Das ursprünglich nur eingeschossige Barockgebäude ging 1888 in Flammen auf, einzig der Keller hat sich bis heute als Teil des Ratskellers erhalten.
Auf dem Marktplatz befanden sich damals noch kreisförmig angelegte Steinsäulen, die zu Beginn des 19. Jahrhunderts anstelle der alten Marktmauer errichtet worden waren.
Auffällig auch die gotische Fassade des Balleerschen Hauses, das 1860 mitsamt den anderen Gebäuden an der Ostseite des Marktes abgerissen wurde, um Platz zu schaffen für die monumentale Neue Börse von Heinrich Müller. Im Hintergrund reckt sich einsam der Nordturm des Doms in die Höhe, der 1638 eingestürzte Südturm existierte nur noch als Torso. Erst ab 1888 wurde der heutige Zustand hergestellt. In der Ferne ist das St. Petri-Waisenhaus am Domshof zu erkennen, ein klassizistisches Bauwerk, das 1902 dem Neubau der Bremer Bank weichen musste.
von Frank Hethey