Mit ihrer Frage „Wissen Sie zufällig etwas über die Besigheimer Ölfabrik?“ stieß Bremen History-Leserin Susanne Brahms ein Thema an, über das wir sonst wohl nicht geschrieben hätten. Es ist eine Industriegeschichte, die 1845 in Besigheim am Neckar begann. Dort verarbeitete man Ölsaaten zu feinem Speiseöl. Mit dem steigenden Konsum an Margarine mussten die zu deren Herstellung benötigten Ölsaaten aus dem Ausland importiert werden. Da Bremen der Hauptimporthafen war, verlegte man den Firmensitz 1895 nach Bremen und baute die Fabrikanlagen an dem für Seeschiffe zugänglichen Holz- und Fabrikenhafen. Aus dieser Zeit hat sich ein Angebot erhalten: „billigst“ werden in einem Vordruck Arachide- und Sesam-Öle „offerirt“. Der Erste Weltkrieg brachte starke Einschränkungen in der Produktion mit sich. Die Luftangriffe im Zweiten Weltkrieg zerstörten einen Teil der Gebäude und Anlagen. 1953 wurde die Firma verkauft, 1954 mit einem Harburger Unternehmen verschmolzen und 1959 von der Margarine-Union GmbH Hamburg übernommen.
Die Firmengeschichte im chronologischen Überblick:
1845
Friedrich Kollmar gründet eine Ölmühle mit Sägewerk und Gipsmühle in Besigheim am Neckar. Ölfrüchte werden importiert. Der steigende Margarinekonsum steigert den Bedarf an Pflanzenöl.
1889
Die Firma wird zur Aktiengesellschaft, Oelfabrik Besigheim AG, mit Sitz in Besigheim.
1895
Ein zweites Werk wird in Bremen am Holzhafen gegründet.
Der Firmename wird in Bremen-Besigheimer Oelfabriken AG geändert.
1904
Die Besigheimer Fabrik wird durch ein Feuer zerstört und muss neu errichtet werden.
1906
Die Bremer Fabrik wird durch ein Feuer zerstört und muss neu errichtet werden.
1909
In Bremen entsteht eine Anlage zur Herstellung von Baumwollsaat-Öl.
1912
In Bremen entstehen Anlagen zur Verarbeitung von Kokosnüssen und Palmkernen.
1914
Die Firma hat fünf Fabriken zur Herstellung von feinen Speiseölen. Vier Fabriken liegen in Bremen am Holz- und Fabrikenhafen.
1914 bis 1918
Kriegsbedingt muss die Produktion gedrosselt werden. Trotzdem behält das Unternehmen eine große Bedeutung für die Fettversorgung Deutschlands.
1920
Auflösung und Verkauf der Fabrikanlage in Besigheim. Die Maschinen werden nach Bremen überführt.
1940 bis 1945
Es werden vor allem einheimische Ölfrüchte verarbeitet.
Große Schäden an Gebäuden und Anlagen durch Luftangriffe.
1953
Verkauf der Firma an J. Müller.
1954
Verschmelzung der Harburger Firma Friedrich Thörl Vereinigte Harburger Oelfabriken AG mit der Schwesterfirma Bremen-Besigheimer Oelfabriken AG.
1959
Die 1954 verschmolzene Firma wird von der Hauptgesellschafterin Margarine-Union GmbH in Hamburg, einer Firma im Unilever-Konzern, übernommen.
2015
Heute erinnern im Bremer Holz- und Fabrikenhafen nur noch wenige Bauten an der Existenz der Bremen-Besigheimer Oelfabriken AG.