Ein Blick in die Geschichte (62): Foto von 1914 zeigt Bedürfnisanstalt am Osterdeich   

Die Bedürfnisanstalt am Peterswerder lässt Bremen History-Autor Peter Strotmann keine Ruhe. Eine Leseranfrage auf Facebook hatte den Anstoß zur Beschäftigung mit dem längst abgebrochenen Bauwerk unweit des Weserstadions gegeben.

Dass es als öffentliche Toilette diente, konnte Strotmann schnell ermitteln, auch ein erstes Foto aus unmittelbarer Nähe beisteuern. Doch über weitere Details herrschte noch einige Unklarheit, erste Mutmaßungen zum Abrissjahr erwiesen sich als falsch.

Nun kann Strotmann nicht nur neue Erkenntnisse zur Vorgeschichte der Toilettenanlage vorlegen, sondern auch eine historische Aufnahme von 1914. Wie einem Aktenfund im Staatsarchiv zu entnehmen ist, gab es bereits seit 1895 ein Pissoir an gleicher Stelle – ein kleines, eisernes Pavillon. Doch wegen des zunehmenden Publikumsverkehrs am Osterdeich genügte es schon bald den Ansprüchen nicht mehr. Zunächst war nur eine modifizierte Neuauflage als Pissoir geplant – bis man auch die Bedürfnisse der Damenwelt in Betracht zog.

Im Juni 1910 segnete die Bürgerschaft einen relativ großzügigen Neubau ab, laut Strotmann „wohl die schönste Bedürfnisanstalt Bremens“. Aus Diskretionsgründen wurde das Gebäude in die Deichböschung hineingebaut, das Dach sollte als begehbare Plattform dienen. Auf der Westseite befand sich der Herreneingang, auf der Ostseite der Einlass für die Damen, in der Mitte ein beheizbarer Raum für das Wartungspersonal. Ein besonders raffinierter Kniff: Die Pfeiler der Pergola waren sozusagen Schornsteine, laut zeitgenössischer Baubeschreibung sollten sie zur Lüftung und „Abführung des Rauches vom Ofen der Wärterin benutzt“ werden.

Über das Ende des Bauwerks gibt es keine verlässlichen Daten, vermutlich wurde es in den frühen 1970er Jahren abgebrochen. Lesen Sie mehr im Beitrag „Vom eisernen Pissoir zur Luxusanstalt mit Pergola“.

Quelle: Staatsarchiv Bremen

Bedürfnisanstalt Peterswerder 1914

Von Anbiet bis Zuckerklatsche

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