Besuch in der Beletage im Haus des Reichs: die Art déco- Glasfenster des Georg K. Rohde

Gesamtansicht des Rohde-Fensters. Foto: Peter Strotmann

Gesamtansicht des Rohde-Fensters.
Foto: Peter Strotmann

Ausstellungsbesuche sind für mich oftmals mit einem Blick in nicht oder selten besuchte Häuser verbunden. Dieser Tage zog es mich zum Haus des Reichs, das heute das Finanzamt und die Finanzverwaltung beherbergt. Dort, in der sogenannten Beletage (französisch bel étage, das ‚schöne Geschoss), läuft zur Zeit die Ausstellung „Ausplündern und verwalten“, in der sich das Finanzamt seiner NS-Vergangenheit stellt.

Um die Hausgeschichte kurz zu machen: Von 1928 bis 1931 ließen sich  die Brüder Lahusen von den Architekten Hermann und Eberhard Gildemeister ein recht pompöses Geschäftsgebäude errichten. Aber die Lahusens gingen 1931 mit der Norddeutschen Wollkämmerei & Kammgarnspinnerei („Nordwolle“) in Konkurs. Da waren die Bauarbeiten nahezu abgeschlossen.

In eben diesem Haus befindet sich die Beletage, in der auch die Senatorin für Finanzen ihre Amtsräume hat. Der lange Flur wird am Ende durch ein großes Glasfenster mit einer Breite von etwa 140 cm und und einer Höhe von 230 cm abgeschlossen.

Glasfurchen von besonderem Reiz

Es ist ein Werk des Glaskünstlers Georg K. Rohde (1874 bis 1959), der sich mit Beginn seiner Tätigkeit im Jahre 1903 in Bremen und Norddeutschland einen Namen gemacht hatte.

Sternwolle war ein eingetragenes Warenzeichen der Norddeutschen Wollkämmerei & Kammgarnspinnerei NWK und zugleich das Firmen-Logo. Foto: Peter Strotmann

Sternwolle war ein eingetragenes Warenzeichen der Norddeutschen Wollkämmerei & Kammgarnspinnerei NWK und zugleich das Firmen-Logo.
Foto: Peter Strotmann

Zur Ausstattung des Nordwollehauses brauchten die Architekten Gildemeister die besten Handwerker und Künstler. So kam der Auftrag an Georg K. Rohde.

Das Fenster mit Glasmalerei und Bleiverglasung besteht aus einem Mittelteil mit vier farbigen übereinander angeordneten Einzelfenstern mit verschiedenen Motiven und den beiden spiegelsymmetrisch angeordneten Seitenteilen. Wobei letztere mit ihrem getönten, milchigen Antikglas eine schlichte Schönheit ausstrahlen. Von besonderem Reiz sind die eingeschliffenen Glasfurchen. Dadurch erhält man vermeintlich einen Blick zur Außenwelt. Tatsächlich sieht man nur einen kleinen verzerrten Ausschnitt.

Die vier farbigen Fenster der Beletage sind die markantesten im Hause. Diese Fensterbilder sind, ebenso wie die Seitenteile, ganz hervorragend im Stil des art déco ausgeführt. Auf jedem Fenster hält eine gleichgültig teilnahmslos schauende Person

Schwanenwolle (eine Wolle zum Stricken mit Hand): Der Schwan war ein eingetragenes Warenzeichen der NWK und zugleich das Familienwappen der Familie Lahusen. Foto: Peter Strotmann

Schwanenwolle (eine Wolle zum Stricken mit Hand): Der Schwan war ein eingetragenes Warenzeichen der NWK und zugleich das Familienwappen der Familie Lahusen.
Foto: Peter Strotmann

jeweils ein Wappen mit einem Produkt-Logo der Norddeutschen Wollkämmerei & Kammgarnspinnerei im Arm. Die  NWK-Produkte wirken dagegen fast wie Fremdkörper.

Man kann sich vorstellen, wie die Brüder Lahusen dem Georg K. Rohde ihre Wünsche mitteilten:  „Male er doch eine Hansekogge und auf den anderen die Marken Schwanen-, Stern- und 3-Kugel-Wolle.“ Da wird Rohde leicht gestöhnt haben. So sind trotzdem kunstvoll gestaltete Werbetafeln entstanden.

PS: Die kostenlos zu besichtigende Ausstellung „Ausplündern und verwalten“ ist bis zum 15. August 2015 montags bis freitags von 9 bis 15 Uhr im Haus des Reichs, Rudolf-Hilferding-Platz 1, Bremen, geöffnet.

Und auch das schöne art déco kann bei der Gelegenheit angesehen werden.

von Peter Strotmann

Ein versteckter Schatz: die Glasfenster des Georg K. Rohde im „Haus des Reichs“. Der Künstler fertigte sie im Auftrag der Gebrüder Lahusen von der „Nordwolle“ an. Hier die Hansekogge: Sie soll symbolisch den Handel der NWK mit Übersee oder allgemein auch den bremischen Handel darstellen. Foto: Peter Strotmann

Ein versteckter Schatz: die Glasfenster des Georg K. Rohde im „Haus des Reichs“. Der Künstler fertigte sie im Auftrag der Gebrüder Lahusen von der „Nordwolle“ an. Hier die Hansekogge: Sie soll symbolisch den Handel der NWK mit Übersee oder allgemein auch den bremischen Handel darstellen. Foto: Peter Strotmann

Jung, aber mit viel Geschichte

50 Jahre
Universität Bremen

50 Jahre sind seit der Gründung der Universität Bremen vergangen. Auf dem Weg von der vermeintlichen roten Kaderschmiede zur Exzellenzuniversität ist viel passiert: Wir haben den ersten sowie den aktuellen Rektor interviewt und mit Absolventen gesprochen – zu denen auch Bürgermeister Andreas Bovenschulte gehört. Zudem hat uns ein Architekt über den Campus begleitet. Das Magazin der Reihe WK | Geschichte gibt es ab 18. September in den ­Kundenzentren des WESER-­KURIER, im Buch- und Zeitschriftenhandel, online unter www.weser-kurier.de/shop und unter 0421 / 36 71 66 16.

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