Gaststätten-Lexikon: Das Havenhaus in Vegesack
Das Restaurant und Hotel „Havenhaus“ zeigt mit der Traufe zur Weser. Gleich „um die Ecke“ befindet sich die Gaststätte „Grauer Esel“, die mit dem Giebel zum Vegesacker Hafen zeigt. Um dieses heute (2017) noch existierende Gebäudeensemble zu verstehen, müssen wir uns einige Jahrhunderte in die Vegesacker Geschichte zurückbegeben.
Der Hafen von Vegesack wurde in den Jahren 1619 bis 1623 angelegt. Es handelte sich um den ersten künstlichen Seehafen auf deutschem Boden. Grund für die Anlage war die zunehmende Versandung der Weser. Das Havenhaus wurde in den Jahren 1645 bis 1648 an der linken Seite zum Eingang des Hafens gebaut.
Es war das Wohn- und Diensthaus des Hafenmeisters. Der war mit allerhand Privilegien ausgestattet. Er durfte das Grasland rings um den Hafen benutzen, im Hafen fischen und im Havenhaus eine Schenke einrichten. Im Jahre 1782 wurde ein neues Havenhaus gebaut. Als die Einnahmen aus dem Hafenbetrieb immer geringer wurden, gelang es den Hafenmeistern, die Schenkfreiheit zu bekommen. Das sicherte ihnen ihr Einkommen über fast zwei Jahrhunderte. Im Havenhaus wurden kleine und große Feste gefeiert. Dort trafen sich die Kaufleute, Kapitäne und Walfänger im Winter zum Schifferball.
Doch der Hafenmeister war auch eine Dienstperson. Im Hafen hatte er Polizeibefugnisse. Wer gegen die Hafenordnung verstieß, musste eine Geldstrafe zahlen. Es soll am Ende des 18. Jahrhunderts auch einen Pranger „zur Verhütung von kleinen Schiffsdiebereien“ gegeben haben.
Gegen Hochwasser und Sturmfluten sind alle Gebäudeöffnungen mit einem Hochwasserschutz ausgerüstet. Das wurde notwendig, da das Havenhaus vor dem Deich liegt. Das Havenhaus steht unter Denkmalschutz.
Name: Havenhaus
Adresse: Am Vegesacker Hafen 12
Art: Restaurant und Hotel
Inhaber von bis: Hafenmeister
2017: seit 2016 von der Strandlust gepachtet
von Peter Strotmann