Vor 50 Jahren

Grundstückspreise in Bremen, wie sie von dem Gutachterausschuss in Zusammenarbeit mit der Kataster- und Vermessungsverwaltung in einer neu aufgestellten Richtwertskala festgehalten sind, schwanken zwischen zehn und zwölf Mark auf der einen und einigen tausend Mark auf der anderen Seite. Die einen hat der Gutachterausschuss für die nächsten zwei Jahre auf Flächen zugrunde gelegt, die sich irgendwo weitab am Rande von Bremen-Nord nur schwer verkaufen lassen, die anderen geben unverbindliche Grenzwerte wieder, die sich als Liebhaberpreise in den wenigen noch vorhandenen Baugrundstücken in der Innenstadt erzielen lassen. (WESER-KURIER, 7./8. November 1970)

Hintergrund

In den vergangenen 50 Jahren ist der Quadratmeterpreis für baureifes Land in Bremen um das Zehnfache gestiegen. Kostete 1970 ein Quadratmeter im Durchschnitt noch rund 25 Euro, waren es nach Angaben des Statistischen Bundesamtes 2019 knapp 252 Euro. Im Vergleich zu den anderen Stadtstaaten ist Bremen zwar immer noch deutlich günstiger. Dennoch stiegen die Preise in Bremen ähnlich wie im Bundesdurchschnitt. Vor 50 Jahren kostete der Quadratmeter bundesweit etwa 15 Euro, heute sind es rund 190 Euro.

Jens Tittmann, Sprecher des Bauressorts, führt die gestiegenen Baulandpreise in Bremen auf zwei Gründe zurück: Zum einen sei der Quadratmeterbedarf pro Person auf 42,5 und damit um fast 50 Prozent gestiegen, zum anderen würden die Hälfte aller Haushalte in Bremen mittlerweile von nur einer Person bewohnt. „Früher gab es in Bremen die Hochzeit von Großwohnanlagen wie etwa die Neue Vahr mit 35 000 Wohneinheiten, die später zurückgebaut wurden“, sagt Tittmann. Ein Blick in die Einwohnerstatistik verrät: 1970 wohnten noch über 592 000 Einwohner in Bremen, heute sind es etwa 570 000.

Vor 50 Jahren gab es die sogenannten Liebhaberpreise nur in der City, wie der WESER-KURIER damals titelte. Liebhaberpreise, das sind in diesem Fall Baugrundstücke, für die ein viel zu hoher Preis gezahlt wird. Heute finden sich solche Gebiete in Bremen vor allem in Oberneuland, Neustadt, Östliche Vorstadt, Habenhausen oder St. Magnus. Randgebiete wie Huchting oder Osterholz, die in den 70ern immer beliebter wurden und noch nicht so ausgebaut waren wie heute, liegen nach Angaben des Bremer Landesamtes für Geoinformation inzwischen bei 170 Euro bzw. 200 Euro pro Quadratmeter. Doch die günstigen Flecken in Bremen gibt es nach wie vor: „In Farge und Rekum haben wir im Jahr 2020 einen Wert von 75 Euro pro Quadratmeter“, sagt Ernst Dautert vom Landesamt. Vor 50 Jahren habe der Quadratmeter hier umgerechnet zehn Euro gekostet.

Dass die Preise in den vergangenen Jahren geradezu explodiert sind, will Tittmann gar nicht abstreiten: „Gerade in den Ballungszentren und Großstädten sind Wohnungen sowie Grundstücke Mangelware und das treibt die Preise.” Investorenfreie Grundstücke seien in einem Stadtstaat ein schwieriges Thema, dennoch gäbe es in Bremen noch rund 3000 Baulücken. „Baulücken sind aber natürlich keine Freifläche, wo ich meinen freistehenden Traum verwirklichen kann. Solche Einfamilienhäuser werden heute eher über Bauträger errichtet und dann verkauft“, sagt Tittmann und verweist auf das Mühlenfeld in Oberneuland oder die Gartenstadt Werdersee in Huckelriede. Heute wie damals gilt deshalb für Bremen: Bebaubares Land ist knapp.

Bremen brauchte neue Wohnungen, die Grundstückspreise stiegen rasant an. Seit 1970 sind die Preise für Bauland um das Zehnfache angestiegen. Blick vom Hochhaus an der St.-Gotthard-Straße um 1976.
Quelle: A. Buttmann

Von Anbiet bis Zuckerklatsche

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