Ein Blick in die Geschichte (196): Die Getreideverkehrsanlage Bremen

Die ab 1914 in mehreren Phasen entstandene, in rechten Winkel zum Verlauf der Wasserkante des Wendebeckens am Hafen III ( Holz- und Fabrikenhafen ) angeordnete Getreideverkehrsanlage ist eines der imposantesten Bauwerke in den stadtbremischen Häfen und mit ihren wahrhaft kolossalen Dimensionen und ihrem charakteristischen Dachaufsatz, gebildet aus Transportbändergehäuse und Getreidefallrohren, die wichtigste Landmarke im bremischen Hafengebiet, dominanter noch als der Speicher XI und der Turm der Roland-Mühle.

In ihr manifestiert sich allgemein die ehemalige Bedeutung des Umschlages in den alten Hafenrevieren und speziell die einstmals starke Stellung Bremens im deutschen Übersee-Getreideimport. Zudem ist sie wichtiges Identifikationsobjekt des Stadtteils Gröpelingen/Walle. Dies gilt erst recht nach der Schließung der AG ,Weser´ Werft, deren Helgen und Krananlagen früher gemeinsam mit ihr dem Ortsteil seine „Skyline“ verliehen und die Arbeitswelt im Hafen, die das Leben des Bremer Westens prägte, symbolisierten.

Gerne wird auch ihre Sonderposition als ungewöhnlich groß dimensionierter Backsteinbau betont, etwa mit dem gängigen, aber nicht belegten Superlativ „Größtes Backsteingebäude Europas“. In jedem Fall hat sie für die Bremer Hafenszenerie unverkennbar Wahrzeichencharakter.

Sie stellt außerdem generell eine der wichtigsten industriellen Großanlagen Bremens mit in verschiedenen Zeitepochen jeweils überregional herausgehobenem Rang dar. Sie galt in der Vielfalt ihrer Umschlagsmöglichkeiten in ihrer ursprünglichen Form als einzig da stehend, ja in ihrer Art und Vollkommenheit nicht nur europaweit, sondern weltweit einzigartig und sie erreichte in ihrer Nachkriegsausbaustufe der 1950er Jahre durch gesteigerte Leistungsfähigkeit die Position als modernste Getreideumschlagsanlage Europas, die eine unbestrittene Sonderstellung unter ihren in- und ausländischen Konkurrenten einnahm. Eine Zeit lang galt sie sogar als größte Anlage ihrer Art weltweit.

von Daniel Sokolis

Gewaltige Ausmaße: die Getreideverkehrsanlage in Bremen.
Quelle: AGW Werftarchiv

Von Anbiet bis Zuckerklatsche

„Erst der Hafen, dann ist die Stadt“

Im Magazin „Erst der Hafen, dann ist die Stadt“ über Bremen und seine Häfen gehen wir in vielen historischen Bildern auf Zeitreise durch die maritime Vergangenheit unserer Hansestadt. Wie entwickelten sich die Häfen in Bremen vom Mittelalter bis heute? Wie sah die Arbeit zwischen Ladeluke, Kaje und Schuppen aus? Was hatte es mit den Anbiethallen auf sich? Und wie veränderte die Containerschifffahrt die Häfen? Wir blicken auf die Gründung der Freihäfen um 1900 und den Strukturwandel rund 100 Jahre später. Wir erzählen von Schmugglern und Zöllnern, von Bremens großen Werften sowie Abenteuern, Sex und Alkohol an der Küste – dem Rotlichtviertel am Hafen.

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