Ein Blick in die Geschichte (200): Blick aufs Stadtzentrum von 1951 zeigt Kriegsschäden

Nur auf den ersten Blick wirkt die Silhouette von Bremen intakt. Bei genauerem Hinsehen fallen fehlende Dachkonstruktionen und Ruinen mit leeren Fensterhöhlen ins Auge. Als dieser Schnappschuss im Sommer 1951 entstand, war die Welt noch lange nicht wieder in Ordnung. Zu sehen ist das Stadtzentrum, in der Bildmitte gut zu erkennen: die 1942 schwer beschädigte St. Johann-Kirche ohne Dach, die freistehenden Giebel müssen mit Holzpfeilern abgestützt werden.

Auffällig auch der wuchtige Backsteinbau unterhalb des Doms mit seinen beiden Pseudo-Renaissance-Giebeln. Die Bremer Schleppschiffahrtsgesellschaft hatte das repräsentative Verwaltungsgebäude 1908 in Auftrag gegeben. Den Bombenhagel überstand das Haus wie durch ein Wunder unbeschädigt, erst 1972 musste es einem Neubau weichen.

Ungewohnt davor die Straße Tiefer mit der damals noch vorhandenen Bebauung an der Weserseite. Gleich daneben ist am linken Bildrand die Ruine des Union-Gebäudes zu sehen, vormals ein beliebter gesellschaftlicher Treffpunkt. Beim Bombenangriff vom 6. Oktober 1944 war der historistische Monumentalbau in Flammen aufgegangen. Dahinter erhebt sich als düsterer, dreigegliederter Block die Rückseite der Baumwollbörse.

In der Ferne ist links eben noch die Ruine der Michaeliskirche zu erkennen und weiter rechts der schwer in Mitleidenschaft gezogene Lloydturm, die weithin sichtbare Visitenkarte des Lloydgebäudes. Nur zwei Jahre sollte der Turm noch erhalten bleiben, im Sommer 1953 begannen die Abbrucharbeiten. Das Lloydgebäude selbst wurde 1969 beseitigt, um Platz zu machen für einen Kaufhausneubau. Trostlos auch der gekappte Turm der Liebfrauenkirche, der erst einige Jahre später in alter Größer wieder aufgebaut wurde.

Immerhin entgingen Dom und Rathaus der Zerstörung. Die massiven Verwüstungen in unmittelbarer Nähe zeigen eindrucksvoll, dass es auch ganz anders hätte kommen können.

Nur auf den ersten Blick intakt: das Stadtzentrum von Bremen im Sommer 1951.
Quelle: Brockmöller/Weser-Kurier

Von Anbiet bis Zuckerklatsche

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