Der Oberländer Hafen diente ab 1818 als Liegeplatz für Schiffe bei Eisgang / Als Flussbadeanstalt 1926 eröffnet
Nachdem in der Kleinen Weser nicht mehr gebadet werden durfte und dort die Badeanstalten ab 1903 geschlossen waren*, fehlte der Neustadt ein gut erreichbares Bad für die Sommermonate.
Daher regten die Neustädter und einige Bremer Schwimmvereine bereits 1912 an, den Rest des ehemaligen Oberländer Hafens zu einer Badeanstalt auszubauen. Dieser Oberländer Hafen war 1818 als Liegeplatz angelegt worden, um Schiffe der Oberweser vor Eisgang zu schützen. Ein Warenumschlag hat hier zu keiner Zeit stattgefunden. Mit der Erweiterung der Wasserwerke 1901 bis 1905 wurde der Teil zwischen großer und kleiner Weser zugeschüttet. Das war das „Aus“ für den Oberländer Hafen.
1924 machte der Bremische Schwimmverband (BSV) einen neuen Anlauf zum Bau einer Flussbadeanstalt mit einer 150 Meter langen Schwimmbahn an der Werderstraße. Jetzt ging es plötzlich ganz schnell: 1925 bewilligte die Bürgerschaft die notwendigen Mittel für das „Flussbad Oberländer Hafen“. Es sollte auch ein schwimmendes Badehaus gebaut werden, so wie es eines an der Kaiserbrücke gab. Doch das ließ sich aus verschiedenen Gründen nicht verwirklichen. Deshalb setzte man einen Holzbau auf Stützen ans Ufer, in welchem die sanitären Einrichtungen und das Vereinsheim des BSV untergebracht waren.
Zur Badesaison 1926 war schon alles fertig. Das Bad war bei den Neustädtern und insbesondere den Bewohnern des Buntentors sehr beliebt.
Wer bei Ebbe vom Turm sprang, blieb im Schlick stecken
2010 interviewte ich die 1928 in der Neustadt geborene Käthe Klimaschewski. Sie erzählte mir: „Im Sommer gingen wir oft und gern schwimmen im Oberländer Hafen an der Werderstraße. Dort hatte der BSV, der Bremische Schwimmverband, sein Vereinsheim. Meiner Mutter, die selbst nicht schwimmen konnte, war wichtig, dass wir Kinder es rechtzeitig lernten. Deshalb war sie im Verein, was für uns kostenlosen Eintritt bedeutete und wir haben dort auch in den Ferien viele Tage am Wasser verbracht. Und Schwimmen habe ich auch gelernt. Der Unterricht fand auf einem schwimmenden Ponton statt. Der Bademeister ruderte die Schwimmanwärter in einem Boot hinüber, und von dort wurde jeweils eine oder einer an einer „Angel“ ins Wasser gelassen, die anderen machten auf dem Ponton Trockenübungen, bis sie dran waren. Man übte so oft und so lange, bis es schließlich ohne Angel ging. Da das Wasser immer auf- oder ablief, konnte man auch sehr gut Springen üben. Die Höhe der einzelnen Bretter des Sprungturms über dem Wasser änderte sich ja ständig.
Bei Ebbe durfte man nicht vom Turm springen, weil man sonst im Schlick steckengeblieben wäre. Der Strand verschwand bei Flut fast ganz, während er bei Ebbe viel Platz zum Bauen und Muschelsuchen bot. Durch die Tide gab es viel Abwechslung und es wurde nie langweilig.“
Im Zweiten Weltkrieg wurde auch diese Badeanstalt zerstört und man beschloss sie nicht wieder aufzubauen. Seit 1952 befinden sich dort der Werfthafen und die Betriebsgebäude der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS). Mit der Bebauung des Areals um den Wasserturm erhielt 2010 eine geplante Straße den Namen „Oberländer Hafen“.
* Über die bis 1903 an der kleinen Weser gelegene Hufelandsche Badeanstalt sowie die Militärbadeanstalt werden wir auf Bremen History noch ausführlich berichten.
von Peter Strotmann