Ein Blick in die Geschichte (58): Der Oberländer Hafen war seit 1926 eine Flussbadeanstalt – und ist heute Standort der Seenotretter

Man reibt sich verwundert die Augen beim Blick auf diese Postkartenansicht von 1928: ein Gewimmel und Gewusel von Badegästen, wo heute etwas ganz anderes zu finden ist – nämlich der Werfthafen der Seenotretter.

Doch der ist erst nach dem Krieg entstanden.

Vorher befand sich dort die Flussbadeanstalt Oberländer Hafen, über viele Jahrzehnte ein beliebter Anlaufpunkt für die Bewohner der Neustadt und des Buntentors.

Ein richtiger Hafen mit Warenumschlag ist der Oberländer Hafen nie gewesen. Vielmehr wurde er 1818 als sicherer Liegeplatz für Schiffe bei Eisgang angelegt. Das Aus kam mit der Erweiterung der Wasserwerke zwischen 1901 und 1905.

Schon bald darauf regten Bremer Schwimmvereine an, den früheren Hafen zu einer Badeanstalt umzubauen. Doch daraus wurde zunächst nichts, erst 1924 kam es zu einem neuen Anlauf. Damals beantragte der Bremische Schwimmverband (BSV) den Bau eines Flussbads mit einer 150 Meter langen Schwimmbahn an der Werderstraße. Ein Jahr später bewilligte die Bürgerschaft die notwendigen Mittel, zur Badesaison 1926 war alles fertig. Eigentlich sollte sogar ein schwimmendes Badehaus wie an der Kaiserbrücke errichtet werden.

Doch stattdessen musste der BSV mit einem Holzbau auf Stützen vorliebnehmen. Im Zweiten Weltkrieg wurde die Anlage zerstört. Seit 1952 befinden sich der Werfthafen und die Betriebsgebäude der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) auf dem früheren Freibadgelände. Mehr dazu hier.

Bildvorlage: Peter Strotmann

Hinein ins Weserwasser: Badeleben in der Flussbadeanstalt Oberländer Hafen im Sommer 1928. Bildvorlage: Peter Strotmann

Hinein ins Weserwasser: Badeleben in der Flussbadeanstalt Oberländer Hafen im Sommer 1928.
Bildvorlage: Peter Strotmann

Von Anbiet bis Zuckerklatsche

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