Eisschlecken im Liebfrauenkeller: Eine Anzeige vom 30. September 1948 soll Kundschaft locken.
Quelle: Archiv des Weser-Kurier

Ein Blick in die Geschichte (193): Vor 70 Jahren eröffnete der Liebfrauenkeller

Wir stehen an der Nordwestecke der Kirche Unser Lieben Frauen (kurz: Liebfrauenkirche). An der Wand des Turmes hängt seit 1906 das Moltke-Reiterstandbild. Es scheint schon etwas merkwürdig zu sein, dass ausgerechnet ein preußischer Generalfeldmarschall außen an einer Kirchenwand zu einer derartigen Ehrung kam. Das kann leicht erklärt werden: Die Liebfrauenkirche war die Garnisonskirche des in der Neustadt stationierten 1. Hanseatischen Infanterie Regimentes Nr. 75. Und deshalb war es keine Frage: Graf Helmuth von Moltke bekommt ein Denkmal an der Kirchturmwand.

Direkt unter dem Denkmal ist es heutzutage durchgehend gepflastert. Aber sonst ist nichts zu sehen. Doch das war nicht immer so. Direkt unterhalb des Moltke-Denkmals ging es bis vor wenigen Jahren in Bremen’s Untergrund. Wir „Alten“ werden uns sicherlich an den Treppenabgang an der Liebfrauenkirche erinnern. Der führte von 1948 bis 2002 in den gastronomisch genutzten „Liebfrauenkeller“. 1948 begann es mit einer Eisdiele, einige Jahre später eröffnete die Konditorei Schnuchel ein Café.

Von 1967 bis 1993 befand sich in den Kellerräumen das Restaurant und die Discothek „New Yorker“. 1994 gefolgt von der Discothek „Delight“. Diese schloss Ende 2002. Danach wurde der Eingang 2005 verschlossen und die schon oben erwähnte Pflasterung aufgebracht. Jetzt kann man sagen:

„Meine Damen und Herren: Wie Sie sehen, sehen Sie nichts.“

Das Ende vom Lied: der Eingangsbereich der Discothek „Delight“
Anfang 2003, nach Aufgabe der Discobetriebs.
Quelle: Archiv der Liebfrauenkirche

Für die Leser von Bremen History wollen wir die Geschichte in Form von Bildern wieder zurückholen. Wir zeigen zuerst der Treppenabgang zum „New Yorker“. Das Foto zeigt den Zustand von 1969. Zwei junge Frauen und ein junger Mann wollen die Gaststätte soeben betreten. Der Kellereingang ist von einer verglasten Stahlkonstruktion mit dunkel getönten Glasscheiben überdacht. Seitlich befindet sich eine Betonmauer als Rammschutz. Die Aufschrift unter dem Dachrand lautet: New Yorker Grill Restaurant Café.

Auf dem Foto von 1969 macht der Eingangsbereich von außen bereits einen überholungsbedürftigen Eindruck. Von 1994 bis 2002 machte der ganze Bereich einen noch viel schäbigeren Eindruck. Der Weser-Kurier schrieb dazu am 18. April 2000: „ ‚Delight’ ist der Name der Disco, Entzücken und Wonne verheißend. Erwartungen dieser Art beziehen sich augenscheinlich nicht auf den Eingang, der in eins-a-Lage derzeit wenig Überschwang hervorrufen dürfte.“ Es war geplant, den Eingang zu verschönern: Doch dazu kam es nicht mehr, da die Discothek vorher ihre Pforten schloss.

Fortsetzung folgt: Welches Geheimnis birgt der Liebfrauenkeller?

von Peter Strotmann

Immer hereinspaziert: der Eingang zum „New Yorker“ von 1967 bis 1993 auf dem Liebfrauenkirchhof auf einem Foto von 1969.
Quelle: Staatsarchiv Bremen

Von Anbiet bis Zuckerklatsche

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