Putzaktion im Nelson-Mandela-Park: Inschrift auf alter Dänen-Grabplatte wiederentdeckt
Schon lange hatte es mich in den Fingern gejuckt, mal wieder einen Schatz zu heben. Mit einem Rucksack voller Putzutensilien machte ich mich am letzten Wochenende zu einer alten Grabplatte in den 2014 so benannten Nelson-Mandela-Park auf. Dieser liegt am Rande der Bürgerweide im Stadtteil Schwachhausen.
Das ist das Gelände des 1812 angelegten Herdentorsfriedhofs. Die Franzosen hatten nämlich eine Belegung der kirchlichen Friedhöfe in der Altstadt untersagt. 1875 mit dem Bau des Riensberger Friedhofs wurde der Herdentorsfriedhof geschlossen und 1905 in einen Park umgestaltet. Es fanden zahlreiche Umbettungen statt und die Grabsteine und -platten wurden fast alle entfernt.
Als Einzige ist diese Grabplatte auf dem ehemaligen Herdentorsfriedhof verblieben. Außer der reichen Kopfzier war die Inschrift nicht mehr zu erkennen. Es war schon vermutet worden, dass die Schrift verwittert sei. Aber je mehr ich auf dem mit einer dicken Algenschicht bedeckten Sandstein herumschruppte, desto mehr Details wurden sichtbar. Und man mag es glauben oder nicht: Der Grabstein ist fast zweihundert Jahre alt und vollkommen unversehrt.
Die Inschrift lautet wie folgt:
DEM BIEDEREN DÆNISCHEN
OBERSTLIEUTENANT JÖRGEN VON BRUUN
VOM 2. JÜTLÄNDISCHEN INFANT. REGT.
UND
CAPITAIN C.G.G. SALHOLT VON WEGENER
VOM SCHLESWIGSCHEN JÆGER CORPS RITTER VOM DANNEBROG
WELCHE BEIDE
GOTTERGEBEN UND IHREM KÖNIGE UND VATERLAND TREU
LETZTERER IM FRÜHJAHR MDCCCXIV
UND
ERSTERER IM HERBST MDCCCXV
HIER IN BREMEN VERSTARBEN
SETZTEN DIESES GRABMAL IHRE UM SIE TRAUERNDEN
FREUNDEN UND WAFFENGEFÆHRTEN
Her slumre tvende Landsmænd Dannermand
Dem Skæbnen, mörk i sine Veie,
her, langt fra dyrebare Fædreland,
henkastede paa Dödens Leie.
Her, fjernt fra Danmark, fandt de Hjem,
og Brödre satte Brödre Sorgens Minde.
O lad de Hedenfarne vinde
Den Taare, Landsmand som du skylder dem!
No. 1131
Die Grabplatte No. 1131
Nach Angaben dieser Grabplatte und meiner ersten Recherche wurden in einem gemeinsamen Grab (No. 1131) zwei dänische Offiziere bestattet. Es handelt sich um den Capitain Christian Gregorius Godenius Salholt von Wegener vom Schleswigschen Jägercorps und um den Oberstlieutenant Jörgen von Bruun vom 2. Jütländischen Infanterie-Regiment. Der erste starb am 20. Juni 1814, der zweite am 8. September 1815.
Eine Bekannte übersetzte den dänischen Text der Grabplatte ins Deutsche. Natürlich ist die Sprache zeitentsprechend abgehoben, aber verständlich.
Hier ruhen zwei Landsleute, Däne!
Die das Schicksal, dunkel in seinen Wegen,
hier, weit vom teuren Vaterland,
hinwarf auf des Todes Lager.
Hier, fern von Dänemark, fanden sie ein Heim,
und Brüder setzten Brüdern der Trauer Denkmal.
O lass’ die Hingeschiedenen gewinnen
die Träne, Landsmann, die du ihnen schuldest!
Doch es bleiben Fragen:
Wer waren diese beiden Offiziere? Wann und wie wurden sie nach Bremen verschlagen? Wer hat die Grabplatte gestiftet?
Darauf gibt es zur Zeit noch keine Antworten.
Aber die Fühler zu den Archiven in Bremen und Dänemark sind ausgestreckt. Sobald ein Ergebnis vorliegt heißt es: Fortsetzung folgt bei Bremen History.
von Peter Strotmann