Deutsche-Amerika-Woche, Frühjahr 1923 Bremen, 100 Pfennig. Motiv der Rückseite
gezeichnet vom Architekten Eduard Scotland (1885-1945).
Quelle: Peter Strotmann (Schwachhausen-Archiv)

Kleingeldscheine mit Weserbrücke und Rathaus: Notgeld zuletzt nicht mehr als Zahlungsmittel, sondern nur noch als Sammlerobjekt

Geld ist, was Geldfunktion erfüllt. Mit der Abkehr vom Tauschhandel kam das universal einsetzbare Geld auf. Schon etwa ab 1000 vor Christi kamen geprägte Münzen in Umlauf. Das Papiergeld ist eine Erfindung der Chinesen im 11. Jahrhundert nach Christi. Von den jeweiligen Herrschern wurde und wird Geld als gesetzliches Zahlungsmittel herausgegeben.

In Deutschland werden sie von der Bundesbank, früher: Reichsbank, bereitgestellt. Kann diese es beispielsweise aus Materialmangel nicht machen, dann haben Städte, Gemeinden oder Privatfirmen in der Vergangenheit sogenanntes Notgeld herausgegeben. Geldersatzmittel, die zu gewissen Zeiten und Situationen eingesetzt werden, gehören nicht zu den gesetzlichen Zahlungsmitteln.

Notgeld in und nach dem Ersten Weltkrieg

Stadt Bremen, 25 Pfennig, Der alte Domshof
herausgegeben am 21. September 1921.
Quelle: Peter Strotmann (Schwachhausen-Archiv)

In und nach dem Ersten Weltkrieg fehlte es an Münzen, dem sogenannten Kleingeld. Der Bedarf an Metallen für die Kriegsindustrie war riesengroß gewesen. Außerdem wurde die Silbermünzen zunehmend gehortet. Sie hatten nämlich durch die einsetzende Inflation einen höheren Materialwert als ihren Nennwert erhalten. Um den Zahlungsverkehr aufrecht zu halten, gaben Städte, Gemeinden und Privatfirmen Kleingeldscheine in Papier heraus, das sogenannte Notgeld. Also Scheine, die nur Pfennigbeträge anzeigten.

Dieses Notgeld hat nichts zu tun mit dem Notgeld, das in den Inflationsjahren von 1921 bis 1923 in Umlauf war. Zuletzt wurden Geldnoten von bis zu einer Billion Mark ausgegeben.

Im Laufe der Zeit wurden die Kleingeldscheine in vielen Variationen und ganz heimatbezogen gestaltet. Da schlug das Sammlerherz höher und die Notgeldscheine wurden Sammlerobjekte. Sie wurden nur noch für Sammler gedruckt und ausgegeben. Da sie meist nicht mehr als Zahlungsmittel eingesetzt wurden, brauchte der Herausgeber auch keine Gegenleistung mehr erbringen. Diese Art Scheine werden Serienscheine genannt, weil die Scheine einer Serie immer ein bestimmtes Thema abhandelten. In Berlin etwa stellte eine Serie von Notgeldscheinen die einzelnen Stadtteile vor.

Die große Weserbrücke,
Buten un binnen-Wagen un winnen
herausgegeben am 15.September 1921.
Quelle: Peter Strotmann (Schwachhausen-Archiv)

Man muss wohl davon ausgehen, dass die heute angebotenen Kleingeldscheine aus Sammlerbeständen stammen. Während die tatsächlich als Notgeld eingesetzten Scheine verschlissen und im Müll gelandet sind.

Von der Stadt Bremen als Notgeld herausgegebene Kleingeldscheine

Es gab Notgeld in Scheinen sowie als Münzen unter anderem zu 2, 5, 10, 20, 25, 50,75 und 100 Pfennig. Bei den beiden Papiergeldscheinen mit der Großen Weserbrücke und dem alten Domshof ist auffällig, dass beide das Datum des 21. September 1921 tragen. Somit müssen sie als Serienscheine für Sammler eingestuft werden. Alles Notgeld wurde im Jahre 1924 ungültig.

Der Text auf der Rückseite lautet:

Dieser Gutschein wird in der Stadt Bremen von allen bremischen Staatskassen in Zahlung genommen. Er verliert seine Gültigkeit einen Monat nach erfolgter Aufkündigung in den Bremer Tageszeitungen.

Bremen, den 15. September 1921

Die Finanzdeputation 

Deutsche-Amerika-Woche, Frühjahr 1923, Bremen, 100 Pfennig. Motiv der Vorderseite: das Bremer Rathaus, gezeichnet vom Architekten Eduard Scotland (1885-1945).
Quelle: Peter Strotmann (Schwachhausen-Archiv)

Deutsche Amerika-Woche in Bremen im Frühjahr 1923

Anlässlich der Deutschen Amerika-Woche im Frühjahr 1923 gab die Weser-Gilde eigenes „Notgeld“ heraus, das der Architekt Eduard Scotland gestaltet hatte. Es musste beim Veranstalter gekauft werden. Es wird auch seinen Wert bei ausgewählten Geschäften und Gaststätten gehabt haben. Diese als Serienscheine bezeichnete „Notgeld“ verschaffte dem Veranstalter zusätzliche Einnahmen. Denn die schönen bunten Bildchen sollten Werbung für Bremen sein, als Souvenir mitgenommen und dann in Sammleralben verschwinden. So ist es auch gekommen. In den einschlägigen Verkaufsportalen wird gerade dieses angebliche Notgeld sehr häufig angeboten.

Auf der Rückseite steht geschrieben:

Dieser Gutschein der Weser-Gilde verliert am Tage der Beendigung der 1-ten Deutschen-Amerika-Woche seine Gültigkeit

Das Präsidium 

Die Geschäftsführung 

Auch damit zeigt sich, dass dieses „Notgeld“ bevorzugt als Sammlerobjekt herausgegeben wurde. In anderen Städten ist die Ausgabe solcher Serienscheine ebenfalls erfolgt.

Bei Geldersatzmitteln ist alles möglich, was von anderen als Zahlungsmittel akzeptiert wird. In der Südsee waren es die Kauri-Muscheln, nach dem Zweiten Weltkrieg von 1945 bis 1948 Zigaretten, insbesondere amerikanische, oder die ab 1957 im Club Mediterranée gebräuchliche, aber die zwischenzeitlich aufgegebene Perlenkette (collier bar).

von Peter Strotmann

Deutsche-Amerika-Woche, Frühjahr 1923 Bremen, 100 Pfennig
Motiv der Vorderseite: Totalansicht von Bremen
gezeichnet vom Architekten Eduard Scotland (1885-1945).
Quelle: Peter Strotmann (Schwachhausen-Archiv)

Jung, aber mit viel Geschichte

50 Jahre
Universität Bremen

50 Jahre sind seit der Gründung der Universität Bremen vergangen. Auf dem Weg von der vermeintlichen roten Kaderschmiede zur Exzellenzuniversität ist viel passiert: Wir haben den ersten sowie den aktuellen Rektor interviewt und mit Absolventen gesprochen – zu denen auch Bürgermeister Andreas Bovenschulte gehört. Zudem hat uns ein Architekt über den Campus begleitet. Das Magazin der Reihe WK | Geschichte gibt es ab 18. September in den ­Kundenzentren des WESER-­KURIER, im Buch- und Zeitschriftenhandel, online unter www.weser-kurier.de/shop und unter 0421 / 36 71 66 16.

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