Ein Blick in die Geschichte (67): Ansichtskarte von 1914 zeigt die Große Weserbrücke
Die Große Weserbrücke ist auf dieser Ansichtskarte von 1914 zu sehen. Auf den ersten Blick eine verwirrende Perspektive, weil man die typische Altstadt-Silhouette vermisst, insbesondere die Domtürme. Des Rätsels Lösung: Der Blick geht in Richtung Teerhof und Neustadt, nicht zur Altstadt hinüber.
Errichtet wurde die Große Weserbrücke von 1893 bis 1895 als Ersatz für die Vorgängerbrücke von 1841. Anders als die heutige Wilhelm-Kaisen-Brücke mündete die Große Weserbrücke in der Wachtstraße und nicht 40 Meter weseraufwärts in der Balgebrückstraße. Zum Bau des neuen Flussübergangs kam es im Zuge der Weservertiefung (auch: Weserkorrektion), die ganz wesentlich das Werk von Oberbaudirektor Ludwig Franzius (1832 bis 1903) war. An ihn erinnerte die 1908 eingeweihte und 1959 abgetragene halbrunde Denkmalanlage samt Bronzebüste am rechten Bildrand.
Die neue Brücke hatte nur noch zwei statt vorher sechs Strompfeiler, das Mittelteil kam auf eine Länge von 64 Metern. Aufgrund seiner markanten, gusseisernen Verstrebungen erlangte das Bauwerk schon bald den Status eines Wahrzeichens.
Am 1. April 1933 wurde die Große Weserbrücke in Adolf-Hitler-Brücke umbenannt. Als die neue Westbrücke im Juli 1939 Hitlers Namen erhielt, wurde die Brücke erneut umgetauft, diesmal zu Ehren des Bremer Kolonialpioniers Adolf Lüderitz in Lüderitz-Brücke.
Am 25. April 1945 sprengten deutsche Truppen das Mittelteil, als Provisorium errichteten die Amerikaner im Juni 1945 die hölzerne Memorial-Bridge. Starker Eisgang setzte der Baustelle am 18. März 1947 schwer zu, die Wiedereröffnung verzögerte sich bis November 1947. Auf Drängen der Amerikaner bekam die Brücke wieder ihren alten Namen Große Weserbrücke.
Wegen ständig wachsenden Verkehrsaufkommens entstand von 1958 bis 1960 ein Neubau aus Spannbeton. Nach der Fertigstellung wurde die alte Brücke 1961 abgerissen.
von Frank Hethey