Ein Blick in die Geschichte (110): die Altmannshöhe als Ostertorsbastion
Eigentlich ist diese Perspektive ein ziemlich vertrauter Anblick für alle Bremer. Doch im Laufe von gut 170 Jahren hat sich allerhand verändert, nur mit einigen Mühen gelingt die Orientierung. Veröffentlicht wurde diese Lithographie als Teil einer ganzen Serie von Ansichten der Wallanlagen in den Jahren 1851/52.
Der Blick fällt vom Stadtwerder auf die heutige Altmannshöhe, damals noch die Ostertorsbastion – eine Reminiszenz an jene Zeiten, als die Wallanlagen noch als Befestigungsanlage dienten. Wobei die Bastionen die jüngste Vervollkommnung darstellten, neun dieser Bollwerke entstanden von 1660 bis 1664 auf der Altstadtseite als Zeugnis modernster Befestigungskunst.
Doch damit war es zu Beginn des 19. Jahrhunderts vorbei, in mehreren Etappen wurde die einstige Verteidigungsanlage in einen Englischen Park umgewandelt. Damit beauftragt war der Landschaftsgärtner Isaak Altmann, der Namensgeber der Altmannshöhe. Eine Windmühle gab es an diesem Standort schon lange, auf alten Stadtansichten ist eine Bockwindmühle zu erkennen, die später durch eine leistungsfähigere Holländer-Windmühle ersetzt wurde. Bei der Vertreibung der französischen Truppen im Oktober 1813 ging sie in Flammen auf, doch schon kurz danach entstand an gleicher Stelle eine neue Windmühle. Die tat ihren Dienst bis 1869, danach stand die Mühle viele Jahre leer. Ihrer Flügel längst beraubt, wurde sie 1893 abgerissen.
Im Oktober 1935 entstand am verwaisten Standort das Ehrenmal Altmannshöhe zur Erinnerung an die Bremer Gefallenen im Ersten Weltkrieg sowie die Angehörigen des Freikorps Caspari und der Division Gerstenberg, die bei der Niederschlagung der Bremer Räterepublik im Februar 1919 ums Leben gekommen waren. Den Entwurf für die Ringmauer aus Klinkersteinen lieferte der Bremer Bildhauer Ernst Gorsemann, vorübergehend Leiter der Nordischen Kunsthochschule in Bremen.
In der Bildmitte ragt ein einsamer Turm in die Höhe: der Nordturm des St. Petri-Doms mit seiner welschen Turmhaube. Der Südturm war nach einem Blitzeinschlag 1638 eingestürzt, das gewohnte Erscheinungsbild der Doppeltürme gibt es erst wieder seit der aufwändigen Dom-Sanierung gegen Ende des 19. Jahrhunderts – erst damals wurde der Südturm wieder aufgebaut.
Weiter links ist in perspektivischer Verzerrung der im Zweiten Weltkrieg eingestürzte Turm der St. Ansgarii-Kirche zu sehen und am linken Bildrand der Dachreiter der katholischen St. Johannis-Kirche. Am rechten Bildrand gerade noch zu sehen: ein Zipfel der 1849 erbauten Kunsthalle.