Kaiser-Besuche in Bremen (2. Teil): die Visite im März 1912

Im ersten Teil dieser kleinen Serie hatten wir über den Besuch von Kaiser Wilhelm II. im März 1912 im Ratskeller berichtet. Kaiserliche Besuche in Bremen galten damals als Ereignis ersten Ranges, sowohl gesellschaftlich als auch politisch. Akribisch wurden die Visiten gezählt, der Besuch im März 1912 ging als 21. Besuch in  die Bremer Annalen ein. Nunmehr vermitteln wir im zweiten Teil anhand eines zeitgenössischen Zeitungsberichts einen Eindruck davon, wie der Öffentlichkeit die Fahrt des Monarchen zum Bahnhof und die Abfahrt aus Bremen vermittelt wurde.

Der Kaiser am Vorplatz des rechten, östlichen Hauptbahnhof-Seitenflügels Dieses Foto ist von einem der früheren Besuche, bei der er noch in einer Kutsche fuhr. Am 8. März 1912 kam er im Automobil. Links und rechts des Eingangs steht üppiger Pflanzenschmuck. Quelle: Momentaufnahme des Hofphotographen Fritz Krüger, Bremen/Staatsarchiv

Der Kaiser am Vorplatz des rechten, östlichen Hauptbahnhof-Seitenflügels
Dieses Foto ist von einem der früheren Besuche, bei der er noch in einer Kutsche fuhr. Am 8. März 1912 kam er im Automobil. Links und rechts des Eingangs steht üppiger Pflanzenschmuck.
Quelle: Momentaufnahme des Hofphotographen Fritz Krüger, Bremen/Staatsarchiv

Fahrt zum Hauptbahnhof und Abfahrt des Kaisers aus Bremen

Zeitungsberichte der Bremer Nachrichten vom 9. März 1912 über den 21. Besuch des Kaisers in Bremen.

Fortsetzung:

Der Kaiser verweilte bis 3 Uhr 10 Minuten im Ratskeller. Beim Verlassen des Kellers wurden dem Kaiser wieder herzliche Ovationen dargebracht. Im Automobil des Kaisers nahm auch Herr Bürgermeister Stadtländer Platz. Die Fahrt ging direkt zum Hautbahnhof. Das Automobil hielt vor dem östlichen Eingang.

Der Kaiser trat ins Empfangsgebäude hinein und schritt die Treppe zum Wartesaal für fürstlich Reisende hinauf und durchquerte diesen.

Dazu muss ergänzt werden: Die Prunktreppe im Empfangsgebäude für fürstlich Reisende verband die fürstlichen Empfangsräume im Obergeschoss des rechten Seitenflügels mit dem Vorplatz. Das Treppengeländer war aufwändig geschmiedet.

Ein langer Weg: Prunktreppe im Empfangsgebäude des Bremer Hauptbahnhofs. Quelle: Staatsarchiv Bremen

Ein langer Weg: Prunktreppe im Empfangsgebäude des Bremer Hauptbahnhofs.
Quelle: Staatsarchiv Bremen

Im östlichen Flügel des Hauptbahnhofs waren die noblen Wartesäle der ersten und zweiten Klasse untergebracht. Im dazugehörigem Kopfbau befanden sich die fürstlichen Empfangsräume. Es handelte sich um eine Suite für die kaiserliche Familie. Dieser Empfangsräume waren ausgestattet mit einer Vertäfelung aus goldverziertem Eichenholz, prachtvoll konstruiertem Spiegelgewölbe, edlen Teppichen, Seidenplüsch usw.

Auf dem Bahnsteig verabschiedete sich der Kaiser auf das herzlichste von Herrn Bürgermeister Stadtländer. Die Abfahrt erfolgte um 3 Uhr 19 des Nachmittags.

Wie in früheren Jahren, hatte der Kaiser von Herrn Bäckermeister H. E. Matthiesing, Marienstraße 8, wieder Backwaren in den Zug beordern lassen. Die Ausschmückung des Vorplatzes, des Bahnsteigs und der Fürstenräume mit Lorbeeren, Palmen und blühenden Pflanzen war wieder Herrn C. L. Karisch, Busestraße 109, übertragen worden.

Prinz Heinrich verließ Bremen im Automobil, welches er selbst lenkte, um 3 Uhr 50 Minuten. Wie wir hören, begab sich der Prinz über Hamburg nach Kiel zurück.

Damit hatte der 21. Kaiserbesuch vom 8. März 1912 seinen Abschluss gefunden.

von Peter Strotmann

Prachtvoll ausgestattet: der Empfangsraum für fürstlich Reisende im Bremer Hauptbahnhof. Quelle: Staatsarchiv Bremen

Prachtvoll ausgestattet: der Empfangsraum für fürstlich Reisende im Bremer Hauptbahnhof.
Quelle: Staatsarchiv Bremen

Von Anbiet bis Zuckerklatsche

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