Vor 50 Jahren

Am frühen Vormittag hatte erst einmal alles damit begonnen, daß es nicht begann. Um halb zehn wurde zwar der rote Teppich ausgelegt und wurden acht Lorbeertöpfe aufgestellt, vom hohen Besuch aus Togo war jedoch ebensowenig zu sehen wie von Bürgermeister Koschnick, der den Staatspräsidenten in Empfang nehmen wollte. Kurze Zeit später folgte die Erklärung: Die Maschine hatte beträchtliche Verspätung. (WESER-KURIER, 29. Mai 1971)

Hintergrund

Einige Bremer staunten nicht schlecht, als am Morgen des 28. Mai eine große Staatskarosse sich den Weg durch die Stadt bahnte. Im Auto saß: Gnassingbé Eyadéma, Präsident des westafrikanischen Staats Togo. Gegen 10.30 Uhr war seine Maschine auf dem Bremer Flughafen gelandet. Damals trug der Airport zwar noch nicht den Namen des Bürgermeisters, Koschnick empfing Eyadéma dafür persönlich am roten Teppich. Der Afrikaner war auf dem Weg nach Wiesbaden und besuchte auf seinem Weg Bremen. Eigentlich war neben einer Hafenführung und einem Gespräch mit Koschnick auch ein Treffen mit der Norddeutschen Missionsgesellschaft geplant. Das Zusammentreffen mit der kirchlichen Organisation, die enge Beziehungen nach Togo pflegte, musste aufgrund der Verspätung jedoch ausfallen.

Aus heutiger Sicht wäre der Besuch wohl kritisch gesehen worden. Bei Eyadéma, der seinen Vornamen Étienne seit seiner Machtübernahme nicht mehr verwendete, handelte es sich um einen Diktator. Am 13. Januar 1963 war er an einem Putsch gegen den ersten gewählten Präsidenten des Landes nach der Unabhängigkeit, Sylvanus Olympio, beteiligt gewesen. Genau vier Jahre später, am 13. Januar 1967, putschte Eyadéma erneut, dieses Mal gegen den Präsidenten Nicolas Grunitzky. Eyadéma ernannte sich einen Tag später zum Präsidenten. Bis zu seinem Tod 2005 führte er mit einer zweijährigen Unterbrechung eine Militärdiktatur an.

Trotzdem war Eyadéma in Europa ein anerkannter Staatschef. Anlässlich seines Todes nannte Präsident Jacques Chirac ihn einen Freund Frankreichs. Beim Besuch in Bremen betonte Koschnick nach seinem Gespräch mit dem Präsidenten der ehemaligen deutschen und britisch-französischen Kolonie „die ins 19. Jahrhundert zurückreichende Freundschaft zwischen Bremen und Togo“. Bremens Bürgermeister versicherte, die Beziehungen auszubauen. Begonnen hatten sie mit der Kolonialisierung 1884. Bis heute zeugt die Togostraße in Gröpelingen davon.

Unter den Augen von Hans Koschnick durfte sich Gnassingbé Eyadéma in das goldene Buch der Stadt Bremen eintragen.
Quelle: Archiv

Von Anbiet bis Zuckerklatsche

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