Ein Blick in die Geschichte (156): 1884 richtete der Segelverein „Weser“ in seinem neuen Domizil ein
Gemütlich dümpelt es vor sich hin, das schwimmende Bootshaus des Segelvereins „Weser“. Das hölzerne Konstrukt lag ziemlich genau dort, wo sich jetzt in direkter Nachbarschaft zum Weserstadion das Clubhaus befindet. Auf heutige Betrachter wirkt das Bootshaus eher bescheiden, doch auf die Zeitgenossen machte es einen geradezu komfortablen Eindruck. Ein „großes elegantes Bootshaus“ werde der Verein am Osterdeich errichten lassen, schwärmten die „Bremer Nachrichten“, als die Pläne im Januar 1884 publik wurden. Reichlich Vorschusslorbeeren also schon, als das Bootshaus noch gar nicht existierte. Doch die Perspektive war in der Tat verheißungsvoll, denn das Bootshaus sollte „mit allen Bequemlichkeiten für die Segler als auch für die zum Verein gehörenden Ruderer ausgestattet“ sein.
Anders als man vielleicht meinen könnte, handelte es sich bei dem Bootshaus nicht um ein umgebautes Wassergefährt. Vielmehr hatte der Verein beim Schiffbauer Diedrich Focke in Motzen (gegenüber von Blumenthal) das schwimmende Vereinsdomizil in Auftrag gegeben. Ein sicherer Hinweis darauf, dass es den Mitgliedern am nötigen Kleingeld nicht fehlte. Focke war spezialisiert auf den Bau kleinerer Holzschiffe, von 1873 bis 1893 liefen auf seiner Werft rund 15 Ewer, Ewerkähne und Schonerbriggs vom Stapel. Nach seiner Fertigstellung wurde das Bootshaus dann weseraufwärts an seinen Liegeplatz geschleppt. „Das schmucke Haus macht einen sehr guten Eindruck“, meldeten die „Bremer Nachrichten“ im Frühling 1884.
Doch auf Dauer konnte das Bootshaus den Ansprüchen angesichts der wachsenden Mitgliederzahl nicht genügen. Mit dem 1913 eingeweihten Clubhaus erfüllte sich der älteste Segelverein Bremens einen lang gehegten Traum. Bereits 1912 wurde für 35.000 Reichsmark ein neuer Hafen angelegt, kurz darauf folgte dann als zweiter Teil der Bauoffensive das neue massive Vereinsgebäude. Kein historistisches Bauwerk wie so viele Villen am Osterdeich, sondern ein moderner Bau im Stil der Reformarchitektur, bei dem auch Eisenbeton verarbeitet wurde. Bis heute hat es trotz einiger Umbauten nichts von seiner Eleganz verloren.
von Frank Hethey