Vor 50 Jahren

Jedes Mal, wenn unter dem Fenster von Universitätsbauamtsleiter Otto Freese ein Tieflader mit tonnenschweren Fertigbauteilen aus Beton vorbeirollt, sagt er: „Dort fährt wieder ein Stück Universität!“ In der Tat: Während Außenstehende das bauliche Werden der Bremer Hochschule als schleppend empfinden, weil sie kaum die Gelegenheit haben, einmal vom Rande des Stadtwaldes oder vom Kuhgrabenweg aus einen Blick auf das Gelände zu werfen, auf dem die gelblichbraunen Flächen von aufgespültem Gelände immer mehr das satte Grün der Wiesen verdrängen, wächst Stück für Stück der „Schnellbauten“ schneller als erwartet aus dem Boden. (26. September 1970)

Hintergrund

1969 wurde ein Gesetz erlassen, das den Aus- und Neubau von Hochschulen in Deutschland als Gemeinschaftsaufgabe von Bund und Ländern festlegte. Das machte sich Bremen zunutze: Im Februar 1970 beschloss der Senat, das Schnellbauprogramm des Bundes zu nutzen und damit die Eröffnung der Universität um zwei Jahre vorzuverlegen.

Die Universität Bremen war in ihren Anfängen eine Hochschule aus Fertigteilen. „Es ist nämlich auf Dauer billiger und rationeller, vorgefertigte Teile selbst über Entfernungen von 100 Kilometern auf dem Straßen- und Schienenweg nach Bremen zu bringen“, erklärte der WESER-KURIER die Schnellbaumaßnahmen. „Auch der Zeitfaktor spielt bei diesen Überlegungen eine Rolle: Betonfabriken werden auch während der kalten Jahreszeit produzieren, und auch im Winter lässt sich bis auf wenige Ausnahmen draußen manches montieren.“

Die 18,6 Millionen Mark für die erste Stufe des Universitätsprojektes bewilligte der Vergabeausschuss Baudeputation erst kurz zuvor. Damit sollten unter anderem die Schnellbaumaßnahmen für die Geistes- und Naturwissenschaften finanziert werden. Die Bauten der zweiten Stufe waren deutlich größer dimensioniert, hieß es damals im WESER-KURIER. 66,4 Millionen Mark waren für die Errichtung der Universitätsbibliothek eingeplant. „Sowohl die Bibliothek als auch die späteren Mehrzweckgebäude weisen Nutzflächen aus, die denen eines großen Kaufhauses in der Innenstadt kaum nachstehen“, schrieb die Zeitung und führte einen Vergleich mit dem geplanten Kaufhaus Horten an: 18 000 Quadratmeter Verkaufsfläche für den Einkaufsladen, 18 600 Quadratmeter Nutzfläche für die Bibliothek.

„Universität eröffnet ohne Muff und Talare“ stand dann am 14. Oktober 1971 in der Zeitung, in Anlehnung an die Studentenbewegung der 68er. „Die längste und spektakulärste deutsche Hochschulgründung schickt sich an, ihren Betrieb aufzunehmen und zunächst 450 Studenten in die Wissenschaft einzuführen.“ Und lang war sie, die Gründung: Bereits in den frühen Nachkriegsjahren war die Errichtung einer internationalen Universität im Gespräch gewesen. 1946 sprach sich der damalige Finanzsenator Wilhelm Nolting-Hauff für eine schnelle Gründung aus, zwei Jahre später nahm die Bremische Bürgerschaft das entsprechende Gesetz dazu an.

Bis zur Aufnahme des Studienbetriebs sollten dann aber noch mehr als zwei Jahrzehnte vergehen. Dank des Schnellbauprogrammes des Bundes für Universitäten konnte zumindest der Bauprozess um zwei Jahre verkürzt werden. Am 19. Oktober 1971 – einem Dienstag – war es dann endlich geschafft: Vorlesungsbeginn.

     Bauplatz der Universität Bremen zwischen Blockland-Autobahn und Stadtwald. Foto: Senator für Schifffahrt, Häfen und Verkehr

75 Jahre Kriegsende

Neuanfang nach der Diktatur

Als der Zweite Weltkrieg zu Ende war, lag Bremen größtenteils in Trümmern: Die dritte Ausgabe des ­Magazins WK | Geschichte schildert das allgegenwärtige Elend und die Sorgen der Bevölkerung. Es zeigt aber auch die ersten Schritte Richtung Zukunft auf – die Stadt unter der US-Flagge, die ersten Wahlen und die Verteidigung der Selbstständigkeit des Landes Bremens.

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