Ein Blick in die Geschichte (94): Münchener Verlag vertrieb in etlichen Städten lokalpatriotische Ansichtskarten – immer die gleichen Mädchenköpfe, aber abweichende Texte 

Welche Stadt kann mit den schönsten Mädchen glänzen?

Die hübsch kolorierten Ansichtskarten des Münchener Ottmar Zieher-Verlages hatten darauf stets die passende Antwort parat. „Die schönsten Mädchen am Weserstrand“, hieß es auf der Bremer Variante, „giebt’s in Bremen wie bekannt.“

Sicher eine nicht ganz ernst gemeinte Behauptung, zumal der geschäftstüchtige Verleger seinen Verkaufsschlager auch andernorts in nahezu identischer Aufmachung anbot. Das Hintergrund-Motiv bildeten immer die gleichen Mädchenköpfe, während die Stadtansichten und die dazugehörigen Sprüche austauschbar waren.

Für jede Stadt also das, was sie hören wollte – ein sehr opportunistisches, aber ganz offenbar höchst einträgliches Verkaufsmodell. Fast gleichlautend kam der Reim für Hannover daher: „In Hannover an der Leine Strand giebt’s die schönsten Mädchen wie bekannt.“ Nach der gleichen Machart waren auch Ansichtskarten für Pirna und Hamburg-St. Pauli in Umlauf.

Immerhin war der Verleger schlau genug, der jeweiligen Stadt nicht gleich die schönsten Mädchen überhaupt zu attestieren. Im Falle Bremens hatte das Verdikt eben nur Gültigkeit für den „Weserstrand“. Solange der gleiche Reim nicht auch auf Hameln oder Minden angewendet wurde, mochte man es noch durchgehen lassen. Nur in einem Fall scheint der Verlag den Überblick verloren zu haben: War doch einmal zu lesen, die schönsten Mädchen am Ostseestrand gebe es „wie bekannt“ in Kiel, während es ein andermal hieß, die schönsten Mädchen im ganzen Land seien in Lübeck anzutreffen. Mehr dazu im neuesten Beitrag von Bremen History-Autor Peter Strotmann.

Eine Behauptung, die wissenschaftlich niemals überprüft wurde: „Die schönsten Mädchen am Weserstrand giebt’s in Bremen wie bekannt.“ Freilich bot der geschäftstüchtige Verleger seinen Verkaufsschlager auch andernorts in nahezu identischer Aufmachung an. Das Hintergrund-Motiv bildeten immer die gleichen Mädchenköpfe, während die Stadtansichten und die dazugehörigen Sprüche austauschbar waren.
Quelle: Peter Strotmann

Von Anbiet bis Zuckerklatsche

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