Schönheiten als Verkaufsschlager: Verlag vertrieb in etlichen Städten lokalpatriotische Ansichtskarten – immer die gleichen Mädchenköpfe, aber abweichende Texte

Ja, diese Ansichtskarte muss am Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts ein richtiger Renner gewesen sein. Es wurde eine ganze Kartenserie, die der Münchener Verlag von Ottmar Zieher damit herausbrachte. Flussauf-flussab bestellten die örtlichen Papierhändler diese Ansichtskarten, und zwar mit dem entsprechenden Spruch und Ansicht der Stadt von der Wasserseite. Eigentlich ist es eine Scherz-Postkarte, denn die schönsten Mädchen gibt es überall.

Einige Beispiele für Städte- bzw. Ostseesprüche:

In Hannover an der Leine Strand giebt’s die schönsten Mädchen wie bekannt.

Die schönsten Mädchen vom ganzen Land find’st du in Hamburg St. Pauli wie bekannt.

In Kiel giebt’s wie bekannt, die schönsten Mädchen am Ostseestrand.

Die schönsten Mädchen im Sachsenland, giebt’s in Pirna wie bekannt.

Und da durfte Bremen nicht fehlen:

Die schönsten Mädchen am Weserstrand, giebt’s in Bremen wie bekannt.

Alles frei nach der allseits bekannten Tatsache:

Die schönsten Mädchen kommen aus Sachsen, wo sie auf den Bäumen wachsen.

Wo gibt’s denn die schönsten Mädchen?

Zu diesem Thema hat sich ein Autor bereits in dem 1817 in Gotha erschienenen „Allgemeiner Anzeiger der Deutschen“ Gedanken gemacht: „… und endlich: Die schönsten Mädchen sind in – oh, nein – das sage ich nicht, denn da könnte schön was auf mich zukommen. Nach meinen Erfahrungen eins zu finden, das alles in sich vereint, wäre das jedenfalls ganz weit weg von hier …“

Es könnte ja auch die schönsten Mädchen des Landes sein, die Heidi Klum für Germany’s next Topmodel (GNTM) jedes Jahr zu sich auf den Laufsteg bittet. Oder sind es die Schönen bei den Misswahlen, die Funkenmariechen, Cheerleader, Stars oder Sternchen?

Da hat der Schüler Hayden Godfrey (17) aus Smidtfield/USA genau das richtige gemacht: Am Valentinstag 2016 verteilte er an 834 Nelken, eine Blume für jedes Mädchen seiner Schule. Dafür hatte er in verschiedenen Jobs 450 Dollar zusammengespart.

Damit konnte er sicher sein, dass kein Mädchen am Valentinstag deprimiert durch die Gänge wandern musste. Normalerweise wurden nämlich nur die schönsten Mädchen seiner Schule mit Blumen beschenkt. In den Vorjahren hatte er beobachtet, wie traurig diejenigen aussahen, die leer ausgingen. Aber diesmal konnte er sehen, dass jedes Mädchen ein riesengroßes Lächeln auf dem Gesicht hatte.

von Peter Strotmann

* Deutschland war bis Ende des 19.Jahrhundert zweigeteilt: Im Mitteldeutschen schrieb man „giebt“, im Niederdeutschen „gibt“. Erst nach der Rechtschreibreform von 1901 gib es nach dem Duden von 1902 nur noch eine Form, nämlich „gibt“. Dem Setzer ist war diese Änderung wohl nicht bekannt und er schrieb weiterhin „giebt“.

Eine Behauptung, die wissenschaftlich niemals überprüft wurde: „Die schönsten Mädchen am Weserstrand giebt’s in Bremen wie bekannt.“ Freilich bot der geschäftstüchtige Verleger seinen Verkaufsschlager auch andernorts in nahezu identischer Aufmachung an. Das Hintergrund-Motiv bildeten immer die gleichen Mädchenköpfe, während die Stadtansichten und die dazugehörigen Sprüche austauschbar waren. Quelle: Peter Strotmann

Eine Behauptung, die wissenschaftlich niemals überprüft wurde: „Die schönsten Mädchen am Weserstrand giebt’s in Bremen wie bekannt.“ Freilich bot der geschäftstüchtige Verleger seinen Verkaufsschlager auch andernorts in nahezu identischer Aufmachung an. Das Hintergrund-Motiv bildeten immer die gleichen Mädchenköpfe, während die Stadtansichten und die dazugehörigen Sprüche austauschbar waren.
Quelle: Peter Strotmann

Von Anbiet bis Zuckerklatsche

„Erst der Hafen, dann ist die Stadt“

Im Magazin „Erst der Hafen, dann ist die Stadt“ über Bremen und seine Häfen gehen wir in vielen historischen Bildern auf Zeitreise durch die maritime Vergangenheit unserer Hansestadt. Wie entwickelten sich die Häfen in Bremen vom Mittelalter bis heute? Wie sah die Arbeit zwischen Ladeluke, Kaje und Schuppen aus? Was hatte es mit den Anbiethallen auf sich? Und wie veränderte die Containerschifffahrt die Häfen? Wir blicken auf die Gründung der Freihäfen um 1900 und den Strukturwandel rund 100 Jahre später. Wir erzählen von Schmugglern und Zöllnern, von Bremens großen Werften sowie Abenteuern, Sex und Alkohol an der Küste – dem Rotlichtviertel am Hafen.

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