Straßenserie: Weg würdigt Familie Brand

Vor Kurzem besichtigte der Autor die Kirche der evangelischen Kirchengemeinde Bremen-Borgfeld an der Borgfelder Landstraße 15. Der Kirchenraum ist schlicht gehalten, doch an der Rückwand hängt ein Bild in einem länglich acht-eckigen Holzrahmen. Um ein Familienwappen herum läuft auf einer Tafel, außen beginnend und spiralförmig nach innen weiter laufend, in gold-gelber Zierschrift ein Text in Großbuchstaben geschrieben: „Anno 1673  5. Febr. ist H. Joachim Brand Bürgermeister der Stadt Bremen und Erbrichter zu Borgfeld sälig gestorben. Er war der letzte dieses uhralten Geschlechts und hat diese Kirche reichlich begabet. Dahero dieses hie zum Angedencken gesetzet.“

Das Wappen deutet auf die Familie Brand hin. Als deren letzter Spross hat Joachim Brand die Borgfelder Kirche mit großzügigen Spenden unterstützt. Erstmals erwähnt wurde die Kirche 1281, anderen Quellen nennen erst die Jahre ab 1384. Die Besiedlung und der Bau einer Kirche waren jedoch erst möglich, nachdem das Gebiet südlich der Wümme, im Auftrage des Bremer Erzbischofs, durch Holländer entwässert und kultiviert worden war.*

Im Dreißigjährigen Krieg (1618-1648) beschädigten kaiserliche Truppen die Kirche stark, die Glocken gingen verloren. 1640 wurde ein neuer Kirchturm gebaut, neue Glocken gegossen und aufgehängt. Man mag sich vorstellen, dass dafür die Spenden des Joachim Brand höchst willkommen waren. Die Gerichtsbarkeit von Borgfeld mit Grund und Boden erwarben der Bremer Rat und die Familie Brand 1595 je zur Hälfte. 1666 wurde Borgfeld ganz von Bremen übernommen.

Joachim Brand wurde 1608 in Bremen geboren. 1629 besuchte er das Gymnasium und studierte 1632 an der Universität Königsberg. 1638 kam er in den Bremer Rat und war von 1664 bis 1667 Bürgermeister von Bremen. Er heiratete Lucke Zobel, die 1661 starb. Der einzige Sohn Johann, geboren 1643, Student am Gymnasium, starb bereits 1663 im Alter von 20 Jahren. Joachim Brand lebte noch bis 1673.

Der Brandenweg, eine Wohnstraße, verläuft im Ortsteil Borgfeld von Lange Streifen bis Kiebitzbrink. Benannt wurde er 1954 nach der Familie Brand. Deren Linie geht auf Johann Brand, der 1311 Bremer Bürger geworden war.

*Der Leiter des Borgfeld-Archivs, Johannes Rehder-Plümpe, widerspricht: Borgfeld sei viel älter (mehr dazu hier) 

Birgt eine Tafel zum Andenken an Bürgermeister Johann Brand: die Borgfelder Kirche.
Foto: Hans-Henning Hasselberg

Von Anbiet bis Zuckerklatsche

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