Ein Blick in die Geschichte (112): Im Zweiten Weltkrieg waren Gitter als Rohstoff für die Kriegsproduktion begehrt
Von der Bevölkerung fast unbemerkt, trieben die Nationalsozialisten ihre Kriegsvorbereitungen voran. Um Waffen zu produzieren, braucht man Rohstoffe. Ein wichtiger Konstruktionswerkstoff ist dabei Eisen. Eisen aus Eisenerz im Hochofen zu erzeugen kostet viel mehr Aufwand und Energie, als neues Eisen aus Eisenschrott herzustellen. Und dazu sollten die Vorgartengitter zu Schrott werden.
In Bremen kam am 6. Mai 1939, also noch knapp vier Monate vor Beginn des Zweiten Weltkrieges, der erste Aufruf zu einer Metallsammlung. Sie stand unter dem Slogan: Gitter-Schrott hilft Großdeutschland schützen!
Mit der Metallsammelaktion sollte der Mangel an Rohstoffen behoben werden. Ein langes, beinahe bis in die Unendlichkeit reichendes schmiedeeisernes Gitter zeigt, dass sich der gesammelte Schrott in Panzer, Flugzeuge und U-Boote verwandeln ließ. Hausbesitzer sollten ihre Vorgartengitter hergeben, aber auch Städte die Gitter um öffentliche Anlagen, Friedhöfe usw. für die Rüstung opfern. Doch alle Aufrufe des Jahres 1939 fruchteten wenig. Viele Hausbesitzer wollten den Schutz eines Gitters nicht verlieren, denn damit wäre ihr Vorgarten öffentlich geworden. Deshalb wurde Aktion „Entgitterung“ 1940 amtlich verordnet.
Auch jetzt lief der Abbau von Vorgartengittern nur zögerlich an. Oft waren es Hausbesitzer, die mit den Nationalsozialisten sympathisierten, die bereitwillig ihre Vorgartengitter abbauten. Oder sie konnten gleich eine ganze Häuserzeile überzeugen, es ihnen gleichzutun. Andererseits war auch so zu sehen, wer die Nazis nicht unterstützte. Diese Gitter haben oftmals den Weltkrieg überdauert.