Ein Blick in die Geschichte (54): Vom Hannoverschen Bahnhof ging es bis 1862 nur in eine Richtung – nach Süden
Wer um 1850 in Bremen den Zug bestieg, kannte nur ein Ziel: Es ging südwärts, nach einer Fahrtzeit von knapp dreieinhalb Stunden erreichte man Hannover. Eine andere Verbindung gab es nicht. Das änderte sich erst, als 1862 die Strecke nach Bremerhaven eröffnet wurde.
Als Betreiber agierte die Königlich Hannöversche Staatseisenbahn, darum auch die Bezeichnung „Hannoverscher Bahnhof“ für das stattliche Bahnhofsgebäude westlich vom heutigen Hauptbahnhof. Das klassizistische Bauwerk mit seinen beiden charakteristischen Seitentürmen war 1846/47 erbaut worden und galt als einer der schönsten Bahnhöfe Deutschlands.
Wo heute das Übersee-Museum steht, befand sich damals der Bahnhofsplatz. Erst seit der Eröffnung des Hannoverschen Bahnhofs am 12. Dezember 1847 war auch Bremen mit dem rasch wachsenden Eisenbahnnetz verbunden. Finanziert hatten die Bahnstrecke als gemeinsames Großprojekt die Freie Hansestadt Bremen und Hannover, damals noch ein eigenständiges Königreich im Deutschen Bund.
Gar nicht erfreut darüber war Preußen, das lieber eine Direktverbindung von seiner Garnisonsstadt Minden nach Bremen gesehen hätte. Stattdessen ging es über Verden, Nienburg und Neustadt ins damals hannoversche Wunstorf und von dort aus weiter in die Landeshauptstadt.
Nach einem Vierteljahrhundert war der Hannoversche Bahnhof den gestiegenen Anforderungen nicht mehr gewachsen, bei Fertigstellung der Strecke nach Hamburg wurde 1873 ein neuer Bahnhof am Bürgerpark eröffnet, der „Hamburger Bahnhof“.
Als die Bauarbeiten für den heutigen Hauptbahnhof begannen, schlug für den Hannoverschen Bahnhof das letzte Stündlein – das Bauwerk wurde 1885 abgerissen.