Vor 50 Jahren

Hat Bremen, das sich rühmt, in 25 Jahren Nachkriegspolitik eines der modernsten Gemeinwesen der Bundesrepublik aufgebaut zu haben, auf dem Gebiet des Bevölkerungsschutzes versagt? Fest steht, daß in einer Zeit, in der neue Stadtteile aus dem Boden schössen, in der Trabantenstädte eine neue Heimat für Zehntausende von Menschen wurden, nichts oder doch zumindest fast nichts getan wurde, um der Bevölkerung ein ausreichendes Maß an Sicherheit zu garantieren, jene Sicherheit, die notwendig wäre, wenn die größte aller denkbaren und leider nicht auszuschließenden Katastrophen über Bremen hereinbrechen würde: ein atomarer Krieg. (24./25. Oktober 1970)

Hintergrund

Mitten im Kalten Krieg trat im März 1970 der Vertrag über die Nichtverbreitung von Atomwaffen, kurz Atomwaffensperrvertrag, zwischen der UdSSR, Großbritannien und den USA in Kraft. Bereits 1961 sagte US-Präsident John F. Kennedy vor den Vereinten Nationen: „Jeder Mann, jede Frau und jedes Kind lebt unter einem nuklearen Damoklesschwert, das an einem seidenen Faden hängt, der jederzeit zerschnitten werden kann durch Zufall, Fehlkalkulation oder Wahnsinn.“

Die erste Atombombe explodierte am 16. Juli 1945 in der Wüste Nevadas, drei Wochen später warfen die USA die Kernwaffen über Hiroshima und Nagasaki ab. Es sind bis heute die einzigen Einsätze der nuklearen Bomben geblieben.

Nach Inkrafttreten des Atomwaffensperrvertrages verschwand die Angst vor einem nuklearen Angriff nicht. Als der WESER-KURIER die Kritik an Bremens Zivilschutz veröffentlichte, sollte der Kalte Krieg und die Sorge um einen atomaren Angriff noch weitere 19 Jahre andauern. Aber auch im 21. Jahrhundert ist die Welt weit entfernt von einer vollständigen nuklearen Abrüstung. 13 400 nukleare Waffen sind nach Angaben des Internationalen Stockholmer Friedensinstituts Sipri weltweit verteilt. Neun offizielle Atommächte gibt es insgesamt; über 90 Prozent des Arsenals sind im Besitz Russlands und der USA. Nordkorea macht immer wieder mit Atomwaffentests auf sich aufmerksam; dem Iran wird vorgeworfen, eine militärische Nutzung von Kernenergie anzustreben. Auch Deutschland ist nicht frei von Atomwaffen: Im rheinland-pfälzischen Fliegerhorst Büchel lagern heute noch 20 Atomsprengköpfe der USA.

In den 1970er-Jahren rüstete Bremen in Sachen atomarer Schutz auf: 1975 wurde in Vegesack die Zivilschutzanlage Sedanplatz fertiggestellt. Dort hätten gut 4000 Menschen im Falle eines nuklearen Angriffs für zwei bis drei Wochen Schutz gefunden. Auch heute gilt die größte Anlage Bremens ihrer Art als erhaltenswert. Das sagt aber nicht der Katastrophenschutz – sondern das Landesamt für Denkmalpflege.

 

Rund um die Uhr über Thermostate vorgeheizt und regelmäßig gewartet: Die Notstromaggregate in
Bremer Zivilschutzbunkern
Quelle: Staatsarchiv Bremen

Jung, aber mit viel Geschichte

50 Jahre
Universität Bremen

50 Jahre sind seit der Gründung der Universität Bremen vergangen. Auf dem Weg von der vermeintlichen roten Kaderschmiede zur Exzellenzuniversität ist viel passiert: Wir haben den ersten sowie den aktuellen Rektor interviewt und mit Absolventen gesprochen – zu denen auch Bürgermeister Andreas Bovenschulte gehört. Zudem hat uns ein Architekt über den Campus begleitet. Das Magazin der Reihe WK | Geschichte gibt es ab 18. September in den ­Kundenzentren des WESER-­KURIER, im Buch- und Zeitschriftenhandel, online unter www.weser-kurier.de/shop und unter 0421 / 36 71 66 16.

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